Selten fällt das Urteil von Publikum und Kritik so einhellig positiv aus wie im Fall des Regisseurs Stanley Kubrick (1928 New York/ Bronx– 1999 USA). Mit diesem Namen verbinden sich legendäre Kinomomente. Erinnert sei nur an die psychedelische Ballade A Clockwork Orange oder den lyrischen Science-Fiction-Film 2001: A Space Odyssee. Der menschenscheue Außenseiter Kubrick wirkte prägend für eine ganze Generation von Filmemachern und gilt als das größte Talent der europäischen wie auch amerikanischen Nachkriegsgeneration. Auf fast einzigartige Weise verstand es Kubrick, in einer Mischung aus Autorenfilm und großer Hollywoodproduktion ein für die Filmsprache völlig neues Genre zu kreieren.
Stanley Kubrick als Fotograf allerdings ist bislang unentdeckt geblieben. Mit der Ausstellung wird nun ein umfassender Eindruck des fotografischen Blickes dieses herausragenden Künstlers vermittelt. Bereits mit 17 Jahren erhielt Kubrick eine Anstellung als Fotograf beim New Yorker Magazin Look, für das er zwischen 1945 und 1950 tätig war, bis er sich ausschließlich dem Medium Film widmete. Die für Look entstandenen Fotografien beweisen nicht nur eine erstaunlich frühe künstlerische Sicherheit, sondern bestechen durch ihren skurrilen Humor und ihre psychologische Scharfsichtigkeit.
Überdies nehmen zahlreiche Fotografien Charakteristika seiner filmischen Arbeit vorweg und zeugen von Kubricks großem erzählerischen Talent und seiner Fähigkeit, faszinierende Bilder zu schaffen. Viele seiner fotoessayistischen Arbeiten erinnern an Filmstills und fügen sich zu narrativen Sequenzen. Die für die Ausstellung vorgenommene Auswahl von ca. 60 digital aufgearbeiteten Schwarzweiss-Fotografien liefert einen Querschnitt aller Gruppen und Arten von Fotografien, die Kubricks Werk kennzeichnen: von Großstadtimpressionen über sozial- und gesellschaftskritische Fotos und Starporträts bis hin zu der Fotostory über das Leben eines Boxchampions, die den Ausgangspunkt für Kubricks ersten Kurzfilm bilden sollte.