Wolfgang Flad, Hannu Prinz, Fiene Scharp und Michael Wutz
Organisiert und kuratiert von DAG
Der Projektraum GLUE, mitgegründet von dem Künstler DAG, stellt seit 2004 mit Unterbrechungen und an wechselnden Orten verschiedene aktuelle Positionen von in Berlin lebenden und arbeitenden Künstlern vor. In Form eines Gastspiels ist GLUE eingeladen worden, in der Studiogalerie des HaL eine Gruppenausstellung zu organisieren. Damit beginnt eine neue Ausstellungsreihe in der Studiogalerie, die vor allem auf die Zusammenarbeit mit freien Kuratoren und Künstlergruppen setzt.
Der Ausstellungstitel „The Living Dead“ lässt an Horror- und Zombiefilme denken, in denen Menschen durch Zauberkraft zu willenlosen Monstern mutieren und massenhaft die Kinoleinwand überfluten – zur Freude eines zwischen Grusel und Komik schwankenden Publikums. Das Wechselspiel von tot und lebendig ist aber auch ein altes Künstler-Thema. Schon die Mythologie beschreibt die tragische Geschichte des Bildhauers Pygmalion, der seine Elfenbeinstatue so sehr begehrte, dass Aphrodite Mitleid hatte. Mit göttlicher Hilfe verwandelte sie sich unter seinen Liebkosungen zu einer lebenden Frau.
Das Reich der Toten, Rituale von Naturvölkern, vor- und frühgeschichtliche Forschung, aber auch die Abseitigkeiten des modernen Lebens setzt Michael Wutz zu komplexen Bildwerken in seinen Papierarbeiten zusammen. In Zerklüfteten Landschaften verflechten sich Szenen aus aufgeschichteten Menschenskeletten mit Bildzitaten aus Literatur und Kunst. Sie erzeugen einen Perspektivwechsel von der Oberfläche der Lebenden zum Tiefengrund des Endlichen.
Das Einfühlen in die inneren, energetischen Qualitäten von organischen Materialien vermischt sich bei der Betrachtung der Arbeiten von Fiene Scharp und Hannu Prinz. Die Künstlerin treibt ihr Material mit höchster Präzision an die Grenzen der Beherrschbarkeit, schafft feenzarte Netze aus dunklem Haar, die durch jeden Atemzug in filigrane Schwingungen versetzen vor den Wänden schweben. Die im Material Leder gespeicherte Lebendigkeit verspannt Hannu Prinz auf Keilrahmen. Auf der vom Wachsen und Gerben bestimmten Oberfläche entstehen durch Licht und Berührung sich ständig verändernde Landschaften.
Die Skulpturen von Wolfgang Flad sind amorphe Formen, die wie ein in die Welt geworfenes Material wirken, was im Moment seiner Ausschüttung zu einer unbestimmten Gestalt findet. Sie bilden poröse Gewebe, die sich mit der Architektur veranken und einen Blick durch sie hindurch, auf das Dazwischen, Dahinter und auf das noch Kommende erlauben.
Text: Ulrike Pennewitz
Titelbild: Hannu Prinz, Was aber ist die Musik, 2013, Acryl und Leder auf Leinwand, 178 x 117 cm
www.hannuprinz.de