Fee Kleiß

4-ER, 2024

Öl auf Leinwand

50 × 40 cm

 

Werkbeschreibung:
Das Gemälde zeigt eine sanft abstrahierte Komposition mit einer ruhigen, erdigen Farbpalette. Die Leinwand ist von gedämpften Grün- und Brauntönen geprägt, die weich ineinander übergehen, fast wie eine diffuse Lichtstimmung oder ein verblassendes Wandbild.

Zwei zentrale Elemente heben sich von diesem atmosphärischen Hintergrund ab: In der oberen Hälfte ist ein Miniaturgemälde integriert, das eine Vase mit einer weißen Blume zeigt. Dieses kleine Bild wirkt wie auf die Leinwand „aufgesetzt“ oder eingearbeitet, wodurch ein illusionistischer Effekt entsteht. Neben der Blume sind kleine Schriftzeichen oder Preisschilder angedeutet, die möglicherweise auf eine Ware oder eine Bewertung anspielen. Am unteren Bildrand liegen mehrere kleine, realistisch gemalte Brotstücke. Sie haben eine goldbraune, leicht unregelmäßige Kruste und eine helle, weiche Innenstruktur. Die Darstellung wirkt greifbar und lebendig, als seien die Brotstücke direkt auf die Leinwand gelegt worden. Das Gemälde spielt mit dem Kontrast zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit. Während die Brotstücke und das kleine Bild innerhalb des Bildes eine greifbare Realität suggerieren, bleibt der Hintergrund vage und fließend. Dies erzeugt eine vielschichtige Wahrnehmungsebene, in der Alltägliches – Brot als Grundnahrungsmittel, eine Blume als klassisches Stillleben-Motiv – in einen neuen, fast poetischen Zusammenhang gestellt wird.

 

Katalogtext:
Fee Kleiß wurde 1984 in Kuchen/Baden-Württemberg geboren. Sie studierte zunächst von 2003 bis 2004 Kunstgeschichte und Philosophie an der Georg-August-Universität Göttingen, bevor sie ihr Studium an der Kunsthochschule Mainz fortsetzte, wo sie von 2004 bis 2009 bei Anne Berning Bildende Kunst studierte. Parallel dazu belegte sie Philosophie an der Johannes Gutenberg- Universität Mainz. Von 2010 bis 2012 setzte sie ihre künstlerische Ausbildung an der Universität der Künste (UdK) Berlin fort. Hier schloss sie ihr Studium 2013 als Meisterschülerin von Valérie Favre ab. 2007 wurde sie mit dem Förderpreis der Landesbank Rheinland- Pfalz für bildende Künstlerinnen und Künstler ausgezeichnet. Während ihrer Studienzeit an der UdK Berlin gewann sie 2011 den Regina-Pistor-Preis und wurde 2012 mit dem Elsa-Neumann- Stipendium des Landes Berlin gefördert. 2013 ermöglichte ihr ein Reisestipendium des DAAD einen Aufenthalt in Indonesien. 2016 wurde ihr das Dorothea-Konwiarz-Stipendium verliehen und 2020 erhielt sie ein Arbeitsstipendium aus dem Stipendien- Sonderprogramm der Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Neben einem skulpturalen Schaffen, das auf gefundenen oder geschenkten Textilien basiert, die sie in einem aufwendigen Prozess umarbeitet, ist Fee Kleiß als Zeichnerin und Malerin tätig. Bei 4-ER ist erst bei näherem Hinsehen der Bezug des Bildes zur Wirklichkeit zu erkennen. In einem scheinbar abstrakten Bildraum, in dem eine rosa-grünliche Farbwolke auf drei Seiten von einer monochromen Fläche gerahmt ist, finden sich an zwei Stellen gegenständliche Motive. Im zentralen Bild-im-Bild lässt sich neben einer Vase mit Blumen eine Preisinformation für ein „4er-Set“ lesen. Im unteren Teil sind Backwaren dargestellt. Die Arbeit stammt aus einer Serie ähnlich aufgebauter Werke, in der die Künstlerin Versatzstücke aus Werbeprospekten von Supermärkten malerisch überträgt. Damit verweist sie auf konkrete Realitäten der uns umgebenden Konsumwirtschaft, in der alles einen Preis hat.

Text: Marc Wellmann