Franziska Klotz
Glas 8, 2024
Öl auf Leinwand
110 × 140 cm
Werkbeschreibung:
Das Gemälde zeigt eine abstrakte, dynamische Komposition, die an eine zerbrochene Glasoberfläche erinnert. Die gesamte Bildfläche wird von einem feinen Netz aus Rissen und Bruchlinien durchzogen, die sich in verschiedene Richtungen erstrecken und das Bild in unregelmäßige Fragmente aufteilen. Diese Linien sind leuchtend weiß bis bläulich schimmernd und stehen in starkem Kontrast zu den dunkleren Farbtönen des Hintergrunds.
Das Bild ist von kühlen, schimmernden Grün-, Blau- und Violetttönen dominiert. Die zerbrochenen Flächen reflektieren das Licht auf unterschiedliche Weise, wodurch ein fast kristalliner, spiegelnder Effekt entsteht. Einige Bereiche wirken durchscheinend, als würde Licht durch sie hindurchfallen, während andere dunkler und massiver erscheinen. Durch die unterschiedlichen Farbverläufe und Lichtreflexe entsteht eine fast dreidimensionale Wirkung – als ob man durch eine zerbrochene Glaswand auf eine dahinterliegende Szene blicken würde.
Katalogtext:
Die 1979 in Dresden geborene Künstlerin studierte Freie Kunst und Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo sie 2006 als Meisterschülerin bei Werner Liebmann abschloss. Ihre Werke werden international gezeigt und waren in Berlin zuletzt in der Kornfeld Galerie zu sehen. 2024 fand ein Ankauf von der Städtischen Galerie Dresden statt, wo die Künstlerin 2025 mit einer Einzelausstellung geehrt wird.
Wenn sich Klotz mit der Welt und ihren Verwerfungen beschäftigt, geht es ihr primär um die Malerei und deren Potenzial in der Gegenwart. Obgleich sie oft auf fotografische Vorlagen zurückgreift, findet im Malakt eine Art Befreiungsprozess statt – eine Trennung von Wirklichkeit, Thema und ursprünglicher Inspiration. Die Motive werden Teil ihrer reichen Bildgrammatik, verwandelter Rohstoff für die Farben. „Von großer Bedeutung ist für mich die Erkenntnis, wie unbewusste Elemente des Alltags eine Dynamik und Autonomie im Malprozess entwickeln und zu einer neuen Qualität der Weltwahrnehmung führen“, so die Künstlerin.
In Klotz’ jüngeren Werkserien sind Porträts junger Frauen und zerborstene Scheiben wiederkehrende Motive. Sie reflektieren ihre Wahrnehmung der Großstadt in sozialen und architektonischen Kontexten. Während die Bildnisse von Mädchen in der schwierigen Phase der Adoleszenz ihr Interesse an Psychologie kennzeichnen, entspringen die als All-over-Paintings angelegten Studien von zerbrochenem Glas ihrer Begeisterung für die formale Struktur der Dinge. Neben Fragen der Bildkonstruktion findet sich in ihren Motiven stets ein gesellschaftlicher oder philosophischer Subtext.
Das hier gezeigte Gemälde Glas 8 lässt vielfältige Assoziationen mit medial geteilten Bildern von Zerstörung und Vandalismus zu. Gleichzeitig wird der desaströse Charakter von der Schönheit der Malerei gebrochen – das feinnuancierte Farbspiel der Splitter ruht auf einem spinnennetzartigen zeichnerischen Gerüst. Dabei oszilliert das Bild zwischen Figuration und Abstraktion und bezieht seine spezifische Anziehungskraft von der Spannung zwischen kontemplativer Ruhe und dynamischer Kraftentfaltung.
Text: Asja Wolf