Johanna Dumet
Camel, 2020
Öl und Ölkreide auf Leinwand
65 × 80 cm
Werkbeschreibung:
Das Gemälde zeigt eine gelbe Zigarettenschachtel, die überdimensional groß dargestellt ist und als Aschenbecher dient. Die Marke „Camel“ ist in großen, blauen Buchstaben auf die Vorderseite der Schachtel geschrieben, darunter sind die typischen Kamel-Silhouetten zu sehen, die mit groben, erdigen Pinselstrichen gemalt wurden.
Die Schachtel ist geöffnet und randvoll mit halbgerauchten Zigaretten, deren glühende Enden in der Mitte aufeinandertreffen. Einige Zigaretten sind noch brennend, was durch aufsteigende, graublaue Rauchschwaden dargestellt wird. Die Zigarettenfilter sind in kräftigem Orange, während die weißen Papierhüllen der Zigaretten durch leichte Gelbtöne verunreinigt erscheinen.
Der Hintergrund ist in mehreren abstrakten Farbfeldern gehalten, die sich in Rosa, Lila, Braun und Grün über die Leinwand verteilen. Diese Farben setzen sich auch auf der Tischfläche fort, auf der die Zigarettenschachtel ruht. Die Pinselstriche sind sichtbar und unregelmäßig, was dem Bild eine grobe, expressive Haptik verleiht.
Katalogtext:
Johanna Dumet wurde 1991 in Guéret/Frankreich geboren. Nach einem Studium der Angewandten Kunst am Lycée Raymond Loewy in La Souterraine machte sie 2011 einen Abschluss in Fashion-Design am Lycée des Metiers „La Calade“ in Marseille. Ihre Werke werden international gezeigt und waren in Berlin zuletzt in der Galerie Mehdi Chouakri, bei Pied-à-terre und in der König Galerie zu sehen. Zudem kollaboriert sie mit Labels wie Tiffany und Hermès.
In Dumets Werken ist Luxus allgegenwärtig, sei es in der malerischen Neuinterpretation exklusiver Handtaschen oder in der humorvollen Darstellung von Markennamen. Die traditionsreichen Firmen ihrer Heimat sind für Dumet mehr als Modelabels. Sie zählen für sie zu den Dingen, die immer bleiben werden – der Luxus von Zeit, die Natur, Farben, ein guter Kaffee oder Champagner, ein anregendes Essen mit Freund:innen oder eben eine Handtasche von Chanel. All diese lebenswerten Facetten des menschlichen Daseins finden ihren Widerhall in Dumets Bildwelten. Der Wunsch nach Teilhabe an diesen Reminiszenzen scheint ein Schlüssel für die Faszination ihrer Arbeit zu sein, die sich nicht zuletzt in den Sozialen Medien niederschlägt.
Ihre lebendigen und verspielten Stillleben und Tischszenen bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion. Obwohl ihr Zugang zur Malerei traditionell ist, überführt ihr intuitiver Gebrauch von Farbe, spielerischen Mustern und Ironie die Motive in eine zeitgenössische Sphäre. Farbe fungiert als Mittel poetischer Empfindungen und erhält durch den flächig-ornamentalen Einsatz und unter Auslassung räumlicher Gestaltungsaspekte einen autonomen Charakter – eine Hommage an den Fauvismus und Henri Matisse.
Die ausgestellte Arbeit ist eine Fortsetzung von Dumets Stilllebenmalereien und konzentriert sich anstelle eines vollständig gedeckten Tisches als „Zoom-in“ auf ein einziges Objekt: einen Aschenbecher mit der Aufschrift „Camel“, der Zigarettenmarke ihrer Mutter. Damit referiert das Sujet auf autobiografische Erinnerungen und Gefühle der Künstlerin und weist zugleich mit einer universellen Lesart für die Betrachtenden darüber hinaus.
Text: Asja Wolf