Kathrin Landa

Mann mit blauen Handschuhen, 2024

Öl und Acryl auf Leinwand

100 × 80 cm

 

Werkbeschreibung:
Das Gemälde zeigt einen jungen, schlanken, nackten Mann in einem dunklen Raum. Sein Körper ist leicht nach vorne geneigt, der Blick gesenkt, während er mit seinen Händen beschäftigt ist. Er trägt leuchtend blaue Handschuhe, die sich stark vom Rest des Bildes abheben.

Die Beleuchtung ist dramatisch: Ein kühles, bläuliches Licht fällt auf seinen Oberkörper, Gesicht und Arme, wodurch sich seine Muskeln und Hautstruktur plastisch hervorheben. Gleichzeitig scheinen warme, rötliche Töne durch das Licht gebrochen zu sein, die sich mit den kühlen Farbtönen vermischen.

Der Hintergrund ist dunkel und besteht aus geometrischen Flächen, die an eine minimalistische, architektonische Umgebung erinnern – möglicherweise ein karger, fast leerer Raum mit Holz- oder Metallstrukturen. Die Umgebung bleibt diffus und gibt keine klare Lokalisierung preis.

Die Hände, die durch die blauen Handschuhe besonders betont werden, scheinen eine Geste oder Handlung auszuführen – möglicherweise das An- oder Ausziehen der Handschuhe oder das Vorbereiten auf eine unbestimmte Handlung. Die Farbgebung und der Einsatz von Licht verleihen dem Werk eine geheimnisvolle, fast filmische Atmosphäre, die Assoziationen mit Medizin, Reinigung oder Schutz aufwerfen könnte.

 

Katalogtext:
Kathrin Landa wurde 1980 in Ravensburg/Baden-Württemberg geboren und lebt seit 2011 in Berlin. Die Künstlerin begann im Jahr 2000 ihr Studium der Malerei und Grafik an der Akademie der Bildenden Künste Mainz bei Friedemann Hahn, das sie 2002 abschloss. Im Anschluss setzte sie ihr Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig fort, wo sie von 2002 bis 2006 bei Sighard Gille studierte und 2009 als Meisterschülerin von Anette Schröter abschloss. 2011 wurde sie Dozentin für Porträtmalerei an der Leipziger Sommerakademie. 2015 erhielt sie den Kulturförderpreis der Städte Ravensburg und Weingarten und ist Initiatorin des 2015 gegründeten MalerinnenNetzWerks Berlin−Leipzig (MNW). 2018 und 2023 übernahm sie Lehraufträge für Malerei und Grafik an der Pädagogischen Hochschule Weingarten. 2019 gründete sie den WomenPaintersRoom (WPR) und wurde 2020 Mitglied des Aambulanz Kollektivs. Die Künstlerin legt ihr Hauptaugenmerk auf die Porträtmalerei. Neben Auftragsarbeiten, die in etlichen Privatsammlungen deutschlandweit vertreten sind, findet Landa immer wieder spontan Anregungen im alltäglichen Leben. Von besonderen Modellen stammen häufig ganze Serien. Landa erläutert, dass die Auseinandersetzung mit Rollenbildern und den verschiedenen Erwartungen, die damit verknüpft sind, Teil ihrer Bildnisse ist. So beschäftigt sie sich beispielsweise in ihrer Serie Fragile Helden, an der sie seit 2010 arbeitet und zu der auch die hier gezeigte Arbeit Mann mit blauen Handschuhen gehört , mit dem Selbstverständnis von Männern in der heutigen Zeit. Das Spannungsfeld zwischen der Verkörperung von Stärke und individueller Verletzlichkeit spiegelt sich in Körperhaltung, Blick, Mimik und Gestik wider. Dabei geht es ihr darum, den Mann möglichst umfänglich darzustellen: seine Macht und Verantwortung, seine Verwundbarkeit und Angreifbarkeit sowie seine Sinnlichkeit. Als Malerin nimmt sie bewusst den subjektiven Blick ein, das männliche Modell wird zum Objekt ihrer malerischen Untersuchungen und auch „Begierde“.

Text: Sarah Letzel