Maria & Natalia Petschatnikov

Shirts and shoes, 2017

Öl auf Leinwand /

30 × 40 cm und 30 × 30 cm

 

Werkbeschreibung:
Das Werk besteht aus zwei separaten, realistisch gemalten Ölgemälden, Sie zeigen zwei Objekte des täglichen Lebens: ein Heerenhemd und ein Paar Lederschuhe.

  1. Das Hemd (oberes Bild):
    • Das Bild zeigt ein fein gefaltetes, helles Herrenhemd mit klassischem Kragen und Knopfleiste.
    • Das Hemd scheint in einer Verpackung zu liegen, möglicherweise in einer transparenten Plastikhülle, was auf ein ungetragenes, neues Kleidungsstück hindeutet.
    • Lichtreflexe auf dem Stoff und der Verpackung erzeugen eine illusionistische Tiefenwirkung.
    • Der Hintergrund ist diffus und spiegelt eine warme, neutrale Farbgebung wider.
  1. Die Schuhe (unteres Bild):
    • Das zweite Bild zeigt ein Paar eleganter, dunkelbrauner Lederschuhe mit glänzender Oberfläche.
    • Die Schuhe sind leicht schräg positioniert, sodass ihre Form und das reflektierende Material gut zur Geltung kommen.
    • Der Hintergrund ist ebenfalls neutral gehalten, mit warmen Tönen, die eine weiche Umgebung andeuten.

 

Katalogtext:
Maria und Natalia Petschatnikov, geboren 1973 in Leningrad/ UdSSR (heute St. Petersburg/Russland), sind eineiige Zwillinge, die als Künstlerinnenduo arbeiten und seit vielen Jahren in Berlin leben. Von 1992 bis 1996 studierten sie am Rhode Island College in Providence/USA, wo sie ihren Bachelor of Fine Arts (BFA) absolvierten. Anschließend setzten sie ihre Ausbildung von 1996 bis 1999 am Hunter College der City University of New York fort und erwarben ihren Master of Fine Arts (MFA). Während ihres Masterstudiums verbrachten sie von 1997 bis 1998 ein Jahr an der École nationale supérieure des beaux-arts in Paris, wo sie im Atelier von Annette Messager arbeiteten. Ihr künstlerisches Werk ist geprägt von hoher technischer Fertigkeit. Das hier ausgestellte Bilderpaar gehört zu der insgesamt zehnteiligen Serie Shirts and shoes („Hemden und Schuhe“), die Herrenhemden und feine Lederschuhe aus Schaufensterauslagen zeigt: die Hemden in der oberen Reihe und die Schuhe darunter – gemäß der üblichen Kleiderordnung. Die Künstlerinnen schreiben dazu auf ihrer Website: „Diese alltäglichen Gegenstände vermitteln sozialen Status und stehen für Erfolg. Ähnlich wie Anthropologen versuchen wir, die symbolische Bedeutung hinter diesen vertrauten Objekten zu verstehen.“ Die Werkserie stellt insofern eine Besonderheit im OEuvre der Schwestern dar, als sie auf einer klaren Arbeitsteilung basiert: Die in Plastikfolie verschweißten Hemden stammen aus der Hand von Natalia, während Maria alle glänzenden Schuhe malte. Ein stilistischer Unterschied ist nicht feststellbar. Bei fast allen ihren Projekten arbeiten die beiden Künstlerinnen völlig synchron und inklusiv, wobei sie sich verschiedener malerischer Register bedienen – von freien, skizzenhaften Partien bis hin zu präzisester Ausarbeitung. Eine Differenzierung unterschiedlicher malerischer „Handschriften“, wie sie in arbeitsteiligen Werkstätten, etwa bei Rembrandt oder Rubens, zu finden ist, ist im Fall von Maria und Natalia Petschatnikov nicht festzustellen und würde auch am Wesen ihrer Zusammenarbeit vorbeigehen. Hier sind zwar zwei Menschen am Werk, die sich aber als eine einzige Urheberin verstehen.

Text: Marc Wellmann