Marion Eichmann

Lederhose 2-teilig, 2024

Papier, Collage, Mischtechnik

 

Werkbeschreibung:
Das Kunstwerk zeigt eine traditionelle bayrische Lederhose mit dazugehörigen Hosenträgern, dargestellt in einer zweiteiligen, reliefartigen Collage aus Papier. Die Lederhose ist dunkel mit weißen und grünen Stickereien, die floral anmuten. Sie besitzt seitliche Knöpfe und einen vorderen Latz, der mit zwei Knöpfen befestigt ist. Die Hosenträger bestehen aus dunklen, lederähnlichen Streifen, die über Kreuz verlaufen und mit einer ovalen Schnalle verbunden sind. In der Mitte dieser Schnalle ist ein kleines Tiermotiv, möglicherweise eine Kuh oder ein Hirsch, zu erkennen. Die Träger sind mit feinen Verzierungen geschmückt und wirken durch die präzise ausgeschnittenen Papierschichten plastisch. Das Werk ist in einem hellen, rechteckigen Rahmen gefasst und in zwei Segmente geteilt: Der obere Teil zeigt die Träger und die Gürtelschnalle, während der untere Teil die Lederhose abbildet. Durch die Schichtung der Collage entsteht eine dreidimensionale Wirkung, die die Textur und das Material der traditionellen Kleidung nachahmt.

 

Katalogtext:
Die Künstlerin wurde 1974 in Essen geboren. Sie studierte von 1994 bis 1995 an der Hochschule für bildende Künste Berlin (seit 2001 Universität der Künste) und arbeitete 1996 ein Jahr als Bühnenbildassistentin an der Deutschen Oper Berlin. Ihr Studium setzte sie von 1996 bis 2002 im Bereich Textil- und Flächendesign an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee fort, das sie 2003 als Meisterschülerin bei dem Maler Jürgen Gotenbach erfolgreich beendete. Als Abschlussarbeit zeigte sie eine Rauminstallation aus gestrickten Alltagsgegenständen. 2002 wurde sie mit dem Mart-Stam-Förderpreis ausgezeichnet und erhielt das NaFög-Stipendium für 2003/04. Es folgten Arbeitsaufenthalte in Tokio, New York und Istanbul. Im Jahr 2014 wurde ihr der Franz-Joseph-Spiegler-Preis verliehen, 2017 der Berlin Hyp Art Award und 2019 der Kunstpreis Kunstverein Münsterland. Von den vielen Einzelausstellungen der Künstlerin in den letzten Jahren seien hier das vom HaL verantwortete Projekt Laundromat im Ausstellungsraum der IG Metall 2017 sowie 2022/23 die große Soloschau im Deutschen Bundestag herausgestellt. Daraus resultierten Ankäufe für die Sammlung des Bundestags, die dauerhaft im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus gezeigt werden. Eichmanns komplexe dreidimensionale Collagen bestehen oft aus mehreren Papierschichten, mit denen selbst feinste Details akribisch wiedergegeben werden. Eichmanns klarer grafischer Stil sowie die Verwendung kräftiger Farben und starker Kontraste unterstreichen die Plastizität ihrer Werke. Ihr unvoreingenommener Blick, der prinzipiell jeden Gegenstand als bildwürdig ansieht, erinnert an die Pop-Art. In Lederhose 2-teilig wird die traditionelle bayerische Tracht in einem zweiteiligen Rahmen präsentiert, der die räumliche Wirkung der Arbeit verstärkt. Besondere Aufmerksamkeit widmete Eichmann den Stickereien, Schnallen und textilen Details der Hose, die sie mit beeindruckender Authentizität darstellt. Dabei gelingt es ihr, nicht nur die Materialität und Symbolik des Kleidungsstücks zu bewahren, sondern es durch die Überhöhung als Objekt auch kritisch in seiner Alltagsbedeutung zu hinterfragen.

Text: Marc Wellmann