
Aus Anlass der Neueröffnung des Haus am Lützowplatz (HaL) vor 50 Jahren wird in der Studiogalerie eine Auswahl von Dokumenten, Fotos, Plakaten und Publikationen gezeigt, zusammengestellt von Marc Wellmann, dem seit April amtierenden neuen Künstlerischen Leiter des HaL. In Ergänzung zu der jüngst erschienenen Publikation „Berlins Haus am Lützowplatz vor und nach der Mauer. 50 Jahre“ belegt sie exemplarisch die reichhaltige Ausstellungsgeschichte von Berlins ältestem, 1960 gegründeten Kunstverein dem „Haus am Lützowplatz – Fördererkreis Kulturzentrum Berlin e.V“.
Die Vorgeschichte der 1873 erbauten Gründerzeit-Stadtvilla wird mit Fotografien der alten Platzanlage beleuchtet. Nach mehrfachem Umbau erwarb das Haus 1938 der Verein Berliner Künstler (VBK) von dem in die Emigration getriebenen jüdischen Kaufmanns Egon Sally Fürstenberg. 1943 wurde das Gebäude durch Bombenangriffe schwer beschädigt und nach dem Krieg durch Nikolaus Sakrekow vom VBK teilweise wieder aufgebaut. 1950 eröffneten dort die ersten Ausstellungen des VBK und des Kunstamtes Tiergartens, das bis 1995 hier seinen Ort hatte.
Nach einem Gerichtsurteil von Ende 1959, das die strittigen Eigentumsrechte zwischen den Fürstenberg-Erben und dem VBK klärte, wurde im Februar 1961 der Verkauf der Immobilie an den Fördererkreis rechtswirksam. Der Gründung dieses Vereins ging am 23. Mai 1959 ein Beschluss des Landesparteitages der Berliner SPD unter dem Vorsitz von Willy Brandt, des damaligen Regierenden Bürgermeisters Berlin, voraus, der die Einrichtung eines „Kulturclubs“ forderte.
Als erste Ausstellung organisiert der Fördererkreis im Februar 1962 eine Ausstellung mit dem Zeichner und Grafiker A. Paul Weber im Haus am Lützowplatz, gefolgt von einer Ausstellung mit moderner Plakatkunst und einer Einzelausstellung von Tomi Ungerer. Danach begannen mit Unterstützung der Stiftung Deutsche Klassenlotterie umfangreiche Rekonstruktions- und Umbauarbeiten unter der Leitung des Architekten Fritz Gras, der ein weiteres Geschoss im Vorderhaus hinzufügte und das Quergebäude in eine Vielzahl von Wohneinheiten zur Nutzung als Gästehaus parzellierte. Während der Bauzeit organisierte der Fördererkreis mehrere Ausstellungsprojekte an anderen Orten, so etwa in angemieteten Räumen in der Kantstraße 165, die als „Galerie an der Gedächtniskirche“ firmierten, oder im Foyer der Freien Volksbühne. Am 18. November 1963 fand die Neueröffnung des „Haus am Lützowplatz“ mit Werken aus der Sammlung der Modernen Galerie der Stadt Krefeld statt. Gleichzeitig wurde im „Kabinett“ in der 4. Etage Malerei und Graphik des Künstlers Martin Schmidt gezeigt und in der Galerie im Domizil im Souterrain eine Ausstellung mit „Serieller Malerei“ des Baseler Künstlers Karl Gerstner.