Das südliche Tiergartenviertel wurde am 1. Januar 1861 von Berlin eingemeindet, nachdem es 1850 durch den Bau einer Brücke über den Landwehrkanals schrittweise erschlossen worden war. Vorher gehörte dieses Gebiet zur kreisfreien Stadt Charlottenburg. Der zunächst namenlose und von der „Deutsche-Bodenkredit Gesellschaft“ als Schutthalde verwendete Platz 5 wurde am 23. November 1869 nach Adolph Freiherr von Lützow (1782-1834) benannt, der in der Nähe seine letzten Lebensjahre verbracht hatte und zwar im Haus Tiergartenstraße 11, Ecke Bendlerstraße 43 (heutige Stauffenbergstraße). Von Lützow gründete und führte 1813-14 während der Befreiungskriege gegen Napoleon ein Freikorps, das hinter den Linien gegen die französischen Truppen kämpfte. Die sogenannten „Schwarzen Jäger“ waren militärisch nicht sonderlich bedeutsam, erlangten aber im Rahmen der deutschen Nationalbewegung legendären Status. (Siehe dazu den Text zur Ausstellung Black Bandits im HaL). Die Benennung des Platzes nach dem Freiherrn von Lützow erfolgte im Zusammenhang mit weiteren Namensgebungen von Straßen und Plätzen nach Schlachten bzw. Militärführern der Befreiungskriege kraft einer Kabinettsorder vom 31. Oktober 1864 zum 50jähirgen Gedenken der Befreiungskriege. Sie betraf vor allem die neu entwickelten Bezirke Schöneberg und Kreuzberg entlang des etwas südlich vom Lützowplatz verlaufenden sogenannten Generalszuges.
Die am Platz beginnende Lützowstraße wurde am 23. Mai 1867 umbenannt. Vorher hieß sie Lietzower Weg und stellte eine Verbindung vom Halleschen Tor zum ehemaligen Dorf Lützow her, das 1719 in die Stadt Charlottenburg eingemeindet worden war. Der Name dieser frühwendischen Siedlung, der auch als Luze, Lüzen oder Lietzow überliefert ist, bedeutet übersetzt „Sumpf“ und ist damit also gleichbedeutend mit der slawischen Wendung „berl“, woraus sich aller Wahrscheinlichkeit nach die Bezeichnung der deutschen Hauptstadt ableitet. Auch der Lietzensee erinnert an diesen Teil der Stadtgeschichte am linksseitigen Spreeufer.
Das ebenfalls am Platz beginnende Lützowufer ist als Straße erst durch den Bau des Landwehrkanals (1845-50) entstanden und wurde am 6. November 1849 wohl zunächst in Anlehnung an das Dorf Lützow bennant. Durch die offizielle Benennung des Lützowplatzes in Gedenken an den Freikorpsführer ging dessen Bedeutung danach sowohl auf das Lützowufer als auf die Lützowstraße über.
Der Lützowplatz entwickelte sich seit den 1870er Jahren zu einem bevorzugten Wohnquartier des ‚Neuen Westens“, um dessen Ausbau sich Architekten wie Richard Lucae (1832-1877), Adolf Heyden (1838-1902) und die Ateliergemeinschaft von Hermann Ende (1829-1907) & Wilhelm Böckmann (1832-1902) bemühten. Stadtvillen im Stil des Spätklassizismus entstanden zunächst an der östlichen Platzseite, die anderen Platzseiten wurden in der Folge bis in die 1890er Jahre bebaut. 1900 wurde der Lützowplatz vom Landschaftsarchitekten Hermann Mächtig gärtnerisch neu gestaltet. Durch die städtebauliche Entwicklung nach dem Bau der steinernen Herkulesbrücke (1889-90) erhielt der Platz eine zentrale Vermittlerfunktion zwischen Nord- und Südberlin und auch zwischen dem alten Villenviertel im Tiergarten und den neuen Schöneberger und Charlottenburger Quartieren entlang der Ringstraßen. Der Lützowplatz war ein Markpunkt auf der Achse vom Großen Stern zum Nollendorfplatz.
In der Gegend um den Lützowplatz wohnten viele Prominente und Künstler wie Peter Behrens, Walter Gropius, Dora Hitz, Traugott von Jagow, Willi Huth, Adolph von Menzel, Julius Meier-Graefe, Alfred von Tirpitz, Anton von Werner oder Theodor Wolff. Auch ein dunkles Kapitel ist mit dem Lützowplatz verbunden: So erhielt am 25. Februar 1932 in der Gesandtschaft des damaligen Freistaates Braunschweig am Lützowplatz 11 Adolf Hitler offiziell die deutsche Staatsangehörigkeit.
Kunst auf dem Lützowplatz
Von 1890 bis 1934 standen am südlichen Kopf der Herkulesbrücke die Sandsteingruppen „Herkules im Kampf mit dem nemeischen Löwen“ und „Herkules im Kampf mit dem Kentauren“ von Gottfried Wilhelm Schadow. Während die zweite Gruppe seit dem Krieg verschollen ist, befindet sich die erste Gruppe im Köllnischen Park zwischen Rungestraße und Wallstraße in Mitte.
1894 wurde die Errichtung eines Brunnens auf dem Lützowplatz angeregt, um ihn zu einem „Schmuckplatz“ umzugestalten. Der Bildhauer Otto Lessing (1846-1912) wurde 1896 mit der Gestaltung des Brunnens beauftragt. Nach langwierigen Planungs- und Bauphasen wurde 1903 der fünfzehn Meter hohe Herkules-Brunnen, dessen unterste Schale einen Durchmesser von vierzehn Metern hatte, enthüllt. Anfang 1945 wurde er bei der Bombardierung der Berliner Innenstadt zerstört.
Seit 1967 steht in Referenz an Lessings und Schadows Bildwerke Louis Touaillons Skulptur „Herkules und der erymanthische Eber“ auf dem Lützowplatz. Das Gipsmodell der Skulptur wurde 1904 geschaffen, die Bronze entstand posthum 1937 in der Gießerei Hermann Noack in Auftrag von Touaillons Schwiegersohn, dem Architekten Paul Baumgarten. Wenige Meter entfernt befindet sich am Rand zum Bürgersteig eine mehrfigurige Bronzegruppe von Sabrina Grzimek, die 1986 vom Ost-Berliner Magistrat angekauft wurde und bis nach 1990 im Lustgarten vor dem Alten Museum stand. 1995 wurde sie auf Initiative der Galerie Poll vom Bezirksamt Tiergarten auf dem Lützowplatz aufgestellt. An der Mündung der Lützowstraße stehen drei Skulpturen, die 1990 im Rahmen eines vom Kunstamt Tiergarten veranstalteten Bildhauer-Symposiums entstanden sind. Dabei handelt es sich um Werke von Volker Bartsch, Ernest Altés und Udo G. Cordes. Ursprünglich zählte noch eine Arbeit von Hartmut Stielow dazu, die 2010 auf Initiative des Künstlers wenige hundert Meter entfernt vor die Galerie Nothelfer versetzt wurde.
Zuletzt ist die Skulptur „Huksos“ (2013) des australischen Bildhauers Erwin Fabian (1915-2020) hinzugekommen. Sie wurde im Oktober 2018 am süd-westlichen Ende vom Lützowplatz aufgestellt als Geschenk des damals fast 103-jährigen Künstlers an seine Heimatstadt, aus der er 1938 vertreiben wurde. Der Titel „Huksos“ verweist aus die Antike. Die Hyksos oder Hykussos waren ausländischer Könige, die Ägypten für etwa 100 Jahre während der Zweiten Zwischenzeit zwischen 1650 und 1550 v. Chr. regierten. Man kann darin eine Anspielung auf aktuelle kriegerische Konflikte, auf Flucht und Vertreibung sehen.