
Christian Löwenstein greift mit seinem Zyklus „Everybody can do it“ mitten ins Herz moderner Kunstrezeption. Der 1943 geborene Maler greift an, ironisiert und hinterfragt mit einem bewusst einfachen Regelkanon der Bildfindung das Dasein des Künstlergenies. Das Ergebnis seiner Bilder lässt jedoch Zweifel am beliebig Wiederholbaren aufkommen: zu überzeugend sind die Mittel- und Großformate in ihrer konzentrierten Ruhe und künstlerischen Eindringlichkeit. Die klare Formensprache – dynamisch, aber nie überladen oder unruhig – verdichtet geometrische Grundformen zu einer Zeichenhaftigkeit, die im meditativen Nachbild beständige Spuren zieht. Kreis, Dreieck, Rechteck und Linie entfalten in Spiegelungen oder seriellen Anordnungen ein logisches und dennoch sinnliches Spannungsfeld. Der schwarz-weiß Kontrast unterstreicht das Formale der Arbeiten zwar, doch trägt der mal satt und pastos wirkende, mal lasierend durchscheinende Farbauftrag unseren Blick in tiefere Schichten, in den Raum unterhalb der Oberfläche. Mit rund 300 Skizzen im A-4-Format lädt die Ausstellung „Aller Anfang ist leicht“ Besucherinnen ein, selbst zu Pinsel und Farbe, Stift oder Kugelschreiber zu greifen und Christian Löwensteins experimentelle Studien – wie die Selbstorganisation eines „Öltropfens auf der Wasseroberfläche“ -nachzuvollziehen. In großzügigen Blöcken gehängt, verführt dieses vitale Ideen-Archiv zu einem Spaziergang durch das facettenreiche Spiel von Ordnung und Zufall. Die Studien ergeben für sich betrachtet eine bildhaft-erzählende Untersuchung von Form und Farbe, deren einzelne Elemente dann wieder in den großen, schwarz-weißen Arrangements auftauchen. So wird die Struktur der laviert-blauen Skizze „Es gibt nur falsch und richtig“ im 3 x 2,2 Meter großen „Weltei“ zu einer neuen, ornamentalen Form und Qualität verdichtet.
Die Ausstellung Christian Löwenstein „Aller Anfang ist leicht“ setzt die mit Karl-Heinz Eckerts „BildWeltBild“ begonnene Trilogie fort, mit der das Haus am Lützowplatz drei Berliner Maler präsentiert, die ihre Positionen jenseits des Mainstreams gefunden und vor allem über die letzten zwei Jahrzehnte behauptet und weiterentwickelt haben. Abschließend wird ab 4. Juni 2000 Rolf Eisenburg zu sehen sein, der mit seinen Stereografischen Darstellungen die Zweidimensionalität der Fläche aufhebt und den metaphorischen Raum der Malerei zum konkret erfahrbaren Real-Raum erweitert.
Biografie Christian Löwenstein
1943 geboren in Bensberg/Köln, 1966-1972 Studium an der Hochschule für Bildende Künste Berlin, 1972 DAAD Stipendium Wien, 1979-1981 Karl-Schmidt-Rottluff Stipendium, 1982 Karl-Schmidt-Rottluff Stipendium für New York. Christian Löwenstein lebt in Berlin.
Einzelausstellungen in Auswahl
1973 Galerie Springer Berlin, 1975 Kunstverein Mannheim, 1978 Kunstraum München, Galerie Schmela Düsseldorf, 1981 Städtische Galerie im Lenbachhaus München, 1982 Galerie Tanit München, 1983 Petersen Galerie Berlin, 1984 Galerie Oberplanitzing Bozen, 1987 Galerie Fahnemann Berlin, 1990 Galerie Albrecht München, 1994 Kutscherhaus Berlin, 1997 Galerie Borgemeister Berlin.