Eröffnung: Freitag, 19. September 2014, um 19 Uhr
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Andrea Pichls Installation „Es kömmt drauf an.“ wurde speziell für den Ausstellungsraum der IG Metall im denkmalgeschützten Bau von Erich Mendelsohn entwickelt. Als konzeptionellen Ausgangspunkt wählte die Künstlerin eine Architektur, die zu den bedeutendsten Beispielen des russischen Konstruktivismus zählt: Konstantin Melnikovs 1927-29 errichteten Rusakov-Arbeiterclub in Moskau. In Form einer Kreidezeichnung übertrug sie maßstäblich verkleinert den Grundriss des 3. Stocks dieses Gebäudes in den Ausstellungsraum. Damit stellt Andrea Pichl nicht nur einen formalen Bezug zu dem architektonischen Kontext von Erich Mendelssohns im ähnlichen Vokabular entworfenen „Haus des Deutschen Metallarbeiterverbandes“ von 1929-30 her. Auch inhaltlich gibt es Parallelen zwischen dem Gewerkschaftshaus aus der Zeit der Weimarer Republik und der Serie der sowjetischen Kulturclubs aus den 1920er Jahren, in denen sich erstmals eine eigene Architektur für die Arbeiterklasse manifestierte. Beide Fälle repräsentieren sogenannte „sprechende Architekturen“, die mittels formaler Elemente auf ihre jeweilige Nutzung verweisen. Mendelssohns Bau ist auf dem Grundriss eines Zahnradfragments entworfen, während Melnikov die drei Ausbuchtungen, bei denen es sich um auskragende Zuschauertribünen eines Theater- bzw. Kinosaals handelt, als „schwellende Muskeln“ verstand, um gleichsam die Kraft des Geistes zu beschwören.
Die Einschreibung des Grundrisses des Arbeiterclubs dient Andrea Pichl auf einer zweiten Ebene als Raster für die Errichtung einer eigenen, künstlerisch motivierten Architektur. Dazu verwendet sie verschiedene Betonelemente aus dem Baumarkt, die vorwiegend zur Einfassung von Beeten verwendet werden, sowie Fenster, Türrahmen, Gehwegplatten und Treppengeländer, die sie aus einem verlassenen DDR-Plattenbau in Storkow für die Ausstellung sicherstellte. Das Sammeln und Neukombinieren von Elementen genormter Architektur gehört zu den zentralen Themen der Künstlerin, denen sie in immer neuen Aspekten nachgeht. Sie versteht ihre Installation, zu der im Übrigen noch die bereits vorhandene Arbeit „Weg“ von 2012 aus tapeziertem und durchlöchertem Rigips samt konserviertem Schutt gehört, als körperlich zu erfahrenden Eingriff in die Architektur des Ausstellungsraums. Ganz bewusst stellt sie der ikonischen Architektur Mendelssohns ein extrem banales Vokabular von Bauformen gegenüber, das der Mensch zur eigenen Zurichtung entworfen hat.
Ein Hinweis auf die Arbeitsmethode der Künstlerin gibt auch der von ihr gewählte Titel der Installation: „Es kömmt drauf an“ ist eine Formulierung aus der 11. Feuerbachthese von Karl Marx und zwar in der 1845 handschriftlich niedergelegten Version. Bekannter ist jedoch die Fassung, die aus der Bearbeitung von Friedrich Engels hervorging und die 1953 ins Foyer der Berliner Humboldt Universität gemeißelt wurde: „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“ Engels veränderte nicht nur die veraltete Schreibweise des Verbs „kommen“, sondern fügte dem Textmaterial eine entscheidende neue Wendung hinzu. Und zwar entsteht durch das „aber“ zwischen den beiden Satzteilen ein agitatorischer Gegensatz zwischen Denken und Welt, zwischen Reflektion und Handeln, der bei Marx noch nicht so angelegt war.
„Der sezierende Blick der Künstlerin richtet sich auf Details, auf abstrakte Bauelemente, seltsame Blumenkästen, eigenwillig platzierte Poller und ihrer Funktion längst enthobene, im öffentlichen Raum vergessene Stadtmöbel aller Art. Distanziert, aber ohne die Kälte wissenschaftlicher Diagnostik, werden städtische Phänomene auf ihre skulpturale Qualität hin überprüft. Pichl analysiert die Orte und Formen, in denen sich eine konsumierend auf Dinge konzentrierte Gesellschaft einrichtet und lotet die Möglichkeiten der bildenden Kunst aus, eine kritische Funktion auszuüben ohne selbst in Ideologie zu verfallen. Sie tut das, indem sie die Ordnung der Dinge vor unseren Augen auflöst, neu sortiert und gruppiert, Analogien aufzeigt, wo man sie selber nie suchen würde. Dieser Blick auf die Stadt ist archäologisch. Einen kategorialen Unterschied scheint es daher weder zwischen den aus Baumärkten transferierten Dingen und den von der Künstlerin nachgebildeten, noch zwischen einer authentischen, städtebaulich konsequenten Architektur sozialistischer Provenienz und ihrer miniaturisierten Möbelversion zu geben. Das Vokabular öffentlicher Plätze und die Bestände der Baumärkte erweisen sich bei Pichl als frei flottierende Zeichenformation, die sich ohne historischen Zusammenhang und Lesbarkeit über die Welt legen lassen. Unsere Ordnungen, so scheint es, verleugnen die Quellen, denen sie entstammen.“ (Susanne Prinz)
Weitere Informationen zur Künstlerin:
www.artnews.org/andreapichl
Die Ausstellung wird kuratiert von Marc Wellmann, Künstlerischer Leiter, Haus am Lützowplatz.
Seit 2014 kooperiert das Haus am Lützowplatz mit dem IG Metall Bezirk Berlin-Brandenburg-Sachsen und verantwortet zweimal im Jahr die Ausstellungen in dem 1929/30 von Erich Mendelsohn errichteten Haus des Deutschen Metallarbeiterverbandes an der Alten Jakobstraße.
Ausstellungsraum der IG Metall
Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin
Öffnungszeiten: Mo – Do von 9:00 bis 18:00 Uhr
Fr von 9:00 bis 14:30 Uhr
Der Eintritt ist frei!
Coverbild: Andrea Pichl, Michael, 2013/2014, Gips, Beton, ca. 340 x 90 x 90 cm. Innerhalb der Ausstellung „delirious Dinge“, Krome Gallery Berlin
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