Die Ausstellung zeigt neue Arbeiten der Künstler Carola Schmidt, Nhoah Flug und Tine Tillmann. Ins Zentrum der Ausstellung „Wir bitten dich, verführe uns!“ stellt Carola Schmidt einen Beichtstuhl, ausgestattet mit einer Installation, und den Film „Die Beichte“ von Carola Schmidt und Nhoah Flug.
Um diese beiden Zentren der Ausstellung gruppiert sich ein Verführungsparcours: Filme, Bilder, Aktionen bei der Ausstellungseröffnung, eine elektrische Schaukel und eine Bretterwand mit Streetart zu religiösen Themen. Auf 320 qm Ausstellungsfläche werden die Betrachter zu einer multimedialen Gewissensbefragung eingeladen, die zum Nachdenken anregen, aber auch unterhalten und verführen will.
Carola Schmidt arbeitet mit lebenden Installationen, Filmen, Videos und großformatigen Fotografien. Dabei profanisiert sie sakrale Bereiche und Vorstellungen, verfügt aber – vielleicht durch ihren österreichischen Hintergrund – auch in der säkularisierten Welt noch über quasi religiös aufgeladene Symbole und einen Sinn für den Tabubruch, für die besondere Wirkung, die sich im spielerischen Umgang mit als sakral klassifizierten Objekten in ungewohnter Umgebung entfaltet.
Carola Schmidt, in Horn (Waldviertel, Österreich) geboren, studierte bei Prof. Rebecca Horn an der Universität der Künste Berlin, wo sie 2006 die Meisterschülerauszeichnung erhielt. Darüber hinaus ist sie mit einer beachtlichen Anzahl von Filmen, Videoinstallationen, Bühnenauftritten und Ausstellungen hervorgetreten in China, Tschechien, und vor allem in Wien und Berlin, u. a. mit „the last trick“, „Etüde, für gebrochene Flügel“, „too lazy for the revolution“, „(..)-Eine Zerstäubung in mehreren Posen“ (für 100 Jahre Sophiensäle), „Tiger im Löwenpalais“,…
In der Ausstellung verwischen sich die Grenzen zwischen Ernst und Spaß, Bild und Betrachter, Ausstellungsbesucher und Voyeur, Verführern und Verführten, und zwischen Sünde, Selbstbezichtigung und Absolution bis hin zur Unterscheidung von Gut und Böse. In einem Wechselspiel von Verbergung und Entbergung verbergen sich hinter der von Nhoah Flug gestalteten Streetartwand oder einer Spiegelfolie weitere Räume und Botschaften, gleichzeitig verführen die Ritze in der Wand und die Transparenz der Spiegelfolie aber zur Ausspähung der dahinter liegenden Räume.
Nhoah Flug, gebürtiger Berliner, wirkt für gewöhnlich auf der Plattform der Massenmedien, und behandelt dort seit Jahren gesellschaftspolitische Themen mit meist positiv motivierten Ansätzen. Immer bedacht darauf, direkte Auseinandersetzung mit dem Menschen auf der Straße zu haben, kam es zu einer jahrelangen Auseinandersetzung mit Streetart als Transportmedium. Die vorliegenden Arbeiten befassen sich mit grundlegenden Fragen zu den drei monotheistischen Religionen. Der Film „Die Beichte“ entstand in Zusammenarbeit mit Nhoah Flug.
Die Filmkulissen schuf der Künstler und ehemalige Rebecca Horn Schüler Ali Kaaf, dessen Arbeiten zu Beginn des Jahres im Haus am Lützowplatz gezeigt wurden. Die perspektivische Treppe wurde von Leon Manoloudakis konstruiert und gebaut. Weitere Darsteller: Inga Königstadt, Rabi Georges, Tallulah Jansen, und Megumi Fukuda. Die Elektrische Schaukel, die die Besucher lockt, gleichzeitig aber Stromschläge verteilt, ist ein Beitrag der Künstlerin Tine Tillmann. Im Gang liegt ihr Selbsthilfebogen für Verführer und Sirenen zum Mitnehmen bereit.