
Die beiden Berliner Künstler Caro Suerkemper und Vitek Marcinkiewicz verbindet zum einen das Arbeiten auf Papier, zum anderen das ambivalente Spiel um romantische Idylle und das darin versteckte Düstere und Brutale.
Caro Suerkemper spielt dabei vor allem mit Erwartungen. Wonach trachtet ein betrachtetes Objekt?, ist eine der Fragen, die sie in ihren Arbeiten stetig stellt. Heiter und transparent wirkt die Farbigkeit ihrer Gouachen. Doch sind die Frauenfiguren, die sie zu Papier bringt, Objekte lüsternen Schauens und emotionaler Ignoranz oder gar Gewaltsituationen ausgesetzt. „Die Spaltung zwischen Motiv und Thema interessiert mich einfach.“, Caro Suerkemper 2001 in einem Interview im Kunstforum (160).
Vitek Marcinkiewicz ist einem Fachpublikum bekannt durch seine bisherigen Ausstellungen in der Berliner Galerie end-art oder der Gruppenausstellung Interpolation (2002), aber auch durch sein legendäres Café Mysliwska in Berlin-Kreuzberg. Aus diesem Café zog er sich zurück und widmet sich nun ganz und gar seinem künstlerischen Schaffen. Im Haus am Lützowplatz zeigt Vitek Marcinkiewicz nun erstmalig eine größere Auswahl seiner bisherigen Arbeiten; z. B. einen Zyklus von Bleistiftzeichnungen aus dem Jahr 2004, in dem er in feinsten Strukturen mystische Waldlandschaften darstellt. Dabei wird der Blick tief ins Innere des Blattes gezogen und erst dadurch versteckte Motive sichtbar.
Vita Caro Suerkemper
1964 geboren in Stuttgart
1984-90 Studium an der Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe
1994 Arbeitsstipendium des Senats für kulturelle Angelegenheiten, Berlin
1994-95 Landesgraduiertenstipendium Baden-Württemberg
1994 Stipendium der Kunststiftung Baden-Württemberg GmbH
1995 Stipendium des Kunstfonds Bonn
1996 Stipendium Junge Kunst in Essen
2003 Stipendium Künstlerhaus Schloß Balmoral, Bad Ems
Ausstellungen (Auswahl)
1999 – In der Musterwohnung auf der Essener Margarethenhöhe und in der Galerieim Kunsthaus Essen
2001 – Galerie Borgemeister, Berlin
Szenenwechsel XX, Museum für Moderne Kunst, Frankfurt/Main
Förderkoje, art cologne
Galerie Frank Schlag, Essen
2003 – meubles, Galerie Jette Rudolph, Berlin
Freuden des Hauses, ADG Kunstverein Nürnberg
2004 – Freuden des Hauses, Städtische Galerie Waldkraiburg
Wasserfarben, Galerie der Stadt Stuttgart
Gesammelte Werke, Galerie Frank Schlag, Essen
Vita Vitek Marcinkiewicz
Der in Vilna (UdSSR) geborene und in Berlin lebende Künstler Vitek Marcinkiewicz gründete 1992 das legendäre Kreuzberger Szenecafè Mysliwska, mit dem in Berlin bis heute sein Name verbunden wird. Seit einigen Jahren widmet er sich aber vor allem und mit viel Konzentration und Liebe seiner Frau, seinem behinderten Sohn und der Bleistiftzeichnung.
Fast immer sind es Landschaften, die er zu Papier bringt. Seine Zeichnungen entstehen in einem minutiösen Arbeitsprozess in vielen Vorzeichnungen und Entwürfen. In dem er diese Skizzen fortwährend neu verfeinert, nähert sich der Künstler zeichnerischer Perfektion. An seinen Zeichnungen kann man sich stundenlang aufhalten und dabei immer wieder neue, unglaubliche Details entdecken.
Vitek Marcinkiewicz gelingt es, eine fast magische Raumtiefe zu erzeugen, die der eines Fotos weit überlegen ist. Noch in den hintersten Bildebenen sind Seen und Bäume zu entdecken, kleinste Details wie Spiegelungen auf Wasser, alles scheinbar greifbar nah.
Erst bei genauem Betrachten der Landschaften entdeckt man auch Figuren. Bärchen, die wie das oft ovale Bildformat unseren Blicken vorerst Rührung und Vertrautheit geben. Doch diese Figuren sind nur Köder, denn hinter ihrer niedlichen Gestalt verbergen sich einzelne feste Charaktere, die einen Trupp von Partisanen bilden. Einem jeden Bärchen ist eine Rolle, ein Charakter zugeordnet, z. B. trägt das Franzosenbärchen eine Baskenmütze, das deutsche Bärchen trägt einen Helm, ein anderes hält die weiße Fahne hoch, auch einen Verletzten gibt es. Mit diesen Charakteren erzählt Vitek Marcinkiewicz voll suggestiver Kraft Geschichten vom Krieg, vom Partisanendasein, von Feindschaft, aber auch von Kameradschaft.
In seinen neuesten Arbeiten fertigt Vitek Marcinkiewicz weiße Zeichnungen an, die wie überbelichtete Fotos wirken. Diese Technik deutete sich auch in früheren Arbeiten an. In den weißen Zeichnungen ist sie als eigenständiges Thema zu bewundern. Seine neuesten Arbeiten nennt Vitek Marcinkiewicz Chinesische Gärten. Mehr noch als die früheren Landschaften wirken sie undurchdringlich und zauberhaft.