
Der 1955 in Wächtersbach (Hessen) geborene Fotograf Pico Risto lebte seit 1975 in den Metropolen Barcelona, Paris, New York und Berlin.
Betrachtete man die letzten 30 Jahre seines Leben, so entsteht der Eindruck, der Fotograf habe nahezu ein Gespür für Orte gehabt, in denen es zu großem Wandel und historisch bedeutenden Wechseln kommen sollte.
Unsere Retrospektive beginnt 1975 mit Fotografien Pico Ristos, in denen sich die immense Begeisterung und die Euphorie für einen Neuanfang manifestiert, die im Spanien dieser Zeit nach dem Tod des Diktators Francisco Franco herrschte. Die nachcolorierten Polaroids Ristos zeigen die ersten Reklamewände (Plaza Catalunya, 1976) und das Aufkommen einer neuen, freizügigeren Mode (nueva ola de moda, 1977).
Ende der siebziger Jahre zog der Künstler nach Paris. Begründet in dem Abriss der seit dem 12. Jh. bestehenden Markthallen, dem sog. „Bauch von Paris“, erlebt Risto das Entstehen eines neuen, improvisierten Stadtzentrums, dessen Mittelpunkt das neu errichtete Centre Pompidou und die Forum des Halles bilden. Diese architektonischen Meisterwerke (Centre Pompidou, 1979) finden ebenso Einzug in sein fotografisches Oeuvre wie Abbildungen der neuen Stardesigner (20jähriges Jubiläum Yves Saint Laurent, 1981).
Zu Beginn der achtziger Jahre erlebt Pico Risto die Etablierung New Yorks zur führenden Kunst- und Kulturhauptstadt. Wieder ist der Fotograf am Puls der Zeit. Er lebt und arbeitet im Umfeld von Andy Warhol und der vom ihm begründeten Factory. Gemeinsam mit dem Pop Art Künstler realisiert Risto Projekte (u.a. Workshop an der Ecole des Artes Decoratives und Photograhisme im Centre Polaroid, Paris).
Pico Risto kehrt 1987 nach Berlin zurück und erlebt dort intensiv die Wendezeit mit dem Fall der Mauer. Neben der Dokumentation des Falls der Mauer, den Menschenmassen, die sich an dem historischen Tag entlang der Grenze drängten, hatte der Fotograf immer auch ein Auge für die kleinen Veränderungen im Stadtbild. So lichtete er die enorm langen Schlangen ab, die Menschen vor den Banken bildeten, um ihr „Begrüßungsgeld“ abzuholen oder die witzig-skurrilen Tags, mit denen Graffiti-Sprayer ihre Anwesenheit an verschiedenen Orten markiert hatten. Und auch in den aktuellen Arbeiten, die den Abschluss der unter dem Begriff Berliner Zimmer zusammengefassten Berlin-Fotografien bilden, spürt man den Blick Ristos für die kleinen Dinge, die seine Aufnahmen so einzigartig machen.