Eröffnung: Donnerstag, 28. November 2019, 19 Uhr
Unter dem Titel „Atelier als Labor“ zeigt das Haus am Lützowplatz (HaL) eine Einzelausstellung der Künstlerin Stefanie Bürkle. Ausgehend von Architekturen des Wissens hat sie sich in einem Kunst- und Forschungsprojekt über drei Jahre lang mit den Analogien, Verflechtungen und Wandlungen von Berliner Künstlerateliers und Wissenschaftslaboren auseinandergesetzt.
Stefanie Bürkles Fotoarbeiten zeigen bühnengleiche, menschenleere Entwicklungs- und Denkräume voller Materialien, Werkzeuge, Versuchsanordnungen und Anlagen, die die Einbildungskraft der Betrachtenden herausfordern. In der nüchternen Gegenüberstellung von fotografierten Künstlerateliers und Forschungsstätten wird die Grenze zwischen beiden Feldern durchlässig. Zeitgenössische Kunst und Wissenschaft sind auf die Orte konzentriert, an denen sich der Prozess ihrer Erzeugung abspielt. Es sind Räume, in denen der menschliche Geist auf unterschiedlichen Wegen zum Neuen findet.
Eine zentrale Arbeit in der Ausstellung ist das Zweikanal-Video „Me Crossing Deep Water Channel“. Darin vollzieht die Künstlerin die Imagination vom Labor als Atelier, indem sie Teil eines Experimentes wird und ihren Körper einer wissenschaftliche Einrichtung aussetzt: Sie durchschwimmt immer wieder einen 250 Meter langen und 5 Meter tiefen Strömungskanal, die sogenannte Tiefwasserrinne der Versuchsanstalt für Wasser und Schiffsbau der TU Berlin. Der ausschließlich für Maschinen und Experimente gebaute Raum wird durch eine menschliche Handlung neu kodiert.
Stefanie Bürkle (*1966) studierte Szenografie in Paris und Malerei an der UdK in Berlin, promovierte 2011 über Architektur als Szenografie an der Universität Wien und der ZhdK Zürich und ist seit 2009 Professorin für Bildende Kunst an der Technischen Universität Berlin. Als Künstlerin und Stadtforscherin initiiert sie eigene künstlerische Forschungsvorhaben und Kunstprojekte. Sie untersucht Themen wie „Stadt als Baustelle“, „Künstliche Welten“, „Fassade-Tapete-Raum-Architektur“ mit unterschiedlichen Medien wie Malerei, Fotografie und Video. Phänomene des physischen Raumes wie Baustelle, Fassade, ephemere Architektur, Migration von Räumen prägen ihre Arbeiten. Ihre Projekte verbinden Kunst und Wissenschaft, die kritische Auseinandersetzung mit der üblichen Wahrnehmung von Stadt und der Produktion von Raum steht dabei immer im Zentrum. Durch die Integration von künstlerischen und wissenschaftlichen Methoden entstehen neue Lesarten von Projektionsflächen und den Räumen dahinter.
Die Ausstellung „Atelier als Labor“ im Haus am Lützowplatz ist eine Kooperation mit der Technischen Universität Berlin und eine Fortsetzung der Ausstellung „Atelier + Labor: Werkstätten des Wissens“ im Museum für Fotografie Berlin (01.02. – 03.03.2019).
Arbeiten aus der Serie „Atelier + Labor“ werden derzeit in der National Academy of Science in Washington DC gezeigt. Die Künstlerin ist mit diesen Arbeiten zur Daegu Photo Biennale in Korea 2020 eingeladen.
Die Publikation Atelier + Labor: Werkstätten des Wissens ist im Hatje Cantz Verlag erschienen. 200 Seiten, 160 Abb., gebunden, ISBN: 978-3-7757-4509-3, Preis: 38 €
Banner-Bild: Stefanie Bürkle, „Me Crossing Deep Water Channel“, 2 Kanal Video, 6 min, 2017 © VG Bild-Kunst Bonn, 2019
Fotografie: J.Baumann