Eine Stereoshow von Rolf Eisenburg ist weder mit einer konventionellen Bilder-Ausstellung zu vergleichen noch mit den Effekten herkömmlicher Stereodarstellungen. Die Bilder sind keine Bilder in Form traditioneller Flächengestaltung oder Abbildung. Die stereografischen Bilder Eisenburgs evozieren – mittels kalkuliert verteilter Spiegel und konzentriertem Sehen – dreidimensionale Wandflächen, deren Räumlichkeit wie ein realer Raum wahrgenommen werden kann. Phänomene der Malerei und des bewussten Sehens entwickelt der Künstler zum eindringlichen Raumerlebnis weiter. Eisenburg geht von den real-räumlichen Bedingungen des Ausstellungsraums aus und bringt den sichtbaren Außenraum mit stereografischen Raum-Situationen, die er von Hand zeichnet und farbig definiert, in optische Beziehungen. Das Bild im Raum und der Raum im Bild durchdringen sich in faszinierender, bisher nicht gesehener Weise. Hierin geht das Werk Eisenburgs über übliche Stereofoto-Shows hinaus, da es die optische Raumwahrnehmung als reales und zugleich höchst artifizielles Erlebnis inszeniert. Rolf Eisenburg beschäftigt sich seit Jahren mit der Überlagerung und Beziehung unterschiedlicher Bildtypen sowie mit der Fragmentierung von Bildeinheiten; die Stereografie ist ihm ein Mittel die visuell-semantische Begrenztheit des Flächen-Bildes, respektive der Bild-Fläche zu überwinden, um eine noch unbekannte visuell-semantische Beziehung zum Raum zu finden.
Anlässlich der Ausstellung wird das von Eisenburg entwickelte „Space Book“ vorgestellt, ein stereo-optisches Klappbuch, das die realräumliche Wahrnehmung nahezu adäquat wiedergibt und sich somit von konventionellen Stereoskopen unterscheidet. Daneben erscheint das Buch „System Dual“, in dem Rolf Eisenburg seine stereografische Technik ausführlich beschreibt sowie sein Verhältnis zum Raum und seine Wahrnehmung unter den Bedingungen binokularen Sehens – dem eigentlich banalen Phänomen, tagtäglich mit beiden Augen gleichzeitig zu sehen – darlegt. Unsere monokulare Fixierung der Wahrnehmung bedingt die trügerische Ansicht – auch in der modernen Kunst, dass es die Fläche ist, die den Raum von seiner Illusion befreit. Die Beseitigung dieser monokularen Fixierung nutzt Eisenburg, um den Raum tatsächlich von seiner Illusion zu befreien und eine Grundvoraussetzung für die Realitätswahrnehmung überhaupt zu schaffen. Seine stereografischen Darstellungssysteme stellen somit das Wahrnehmungsschema der Rezeption von Bildern, aber ebenso des alltäglichen Sehens zur Disposition.
Schule des Sehens.
Die stereografischen Bilder werden – mittels konzentriertem Sehen – zu dreidimensionalen Flächen. Phänomene der Malerei und des bewussten Sehens entwickelt Rolf Eisenburg zum eindringlichen Raumerlebnis weiter. Die optische Raumwahrnehmung wird zum realen und zugleich höchst artifiziellen Erlebnis.
Mit verschiedenen Übungen und praktischen Beispielen vermittelt der workshop die Bedingungen des bewussten, binokularen Sehens: dem eigentlich banalen Phänomen, tagtäglich mit beiden Augen gleichzeitig zu sehen.
Ausstellungen
Die Treppe hinunter
Rolf Eisenburg
04. Juni – 13. September 2000