
Emmett Williams, geboren 1925 in South Carolina, verbrachte den grössten Teil seines produktiven Lebens als Poet, Maler und Performer in Europa. Aus der US-Armee 1946 entlassen, verdiente er sich Reisen nach Polen und Griechenland auf Viehfrachtern. Nach dem Abschluss am Kenyon College 1949 verbrachte er die Flitterwochen in Paris und blieb die folgenden 17 Jahre in Europa. Seine Freundschaft und Zusammenarbeit mit Daniel Spoerri, Dieter Roth, Robert Filliou, Jean Tinguely und anderen europäischen Künstlern begann in den 50er Jahren. Er war dabei, als George Maciunas 1962 in Wiesbaden das historische Fluxus-Festival organisierte, und blieb seitdem ein Fluxus-Aktivist.
1966 kehrte Williams für zehn Jahre in die Vereinigten Staaten zurück, um während der Glanzzeit Chefredakteur des legendären Avantgarde-Verlagshauses Something Else Press in New York zu werden. 1976 reiste er mit seinem engen Freund und Fluxus-Kollegen, dem Japaner Ay-0, durch Japan. Ein Jahrzehnt später, als artist-in-residence am Machida-shi Museum of Graphic Art wieder in Japan, lebte er mit dem Zen-Meister Saito und seiner Familie, im Ryodenji Tempel. Von 1977 bis zu seiner Rückkehr nach Europa 1980 war er artist-in-residence und research fellow am Carpenter Center for the Visual Arts an der Harvard University.
Williams lebt in Berlin, hat Ausstellungen und Performances überall in Europa gemacht und ist Präsident des Internationalen Artists Museum im polnischen Lodz. 1996 ehrte ihn die prestigeträchtige Berlinische Galerie mit dem erstmals verliehenen Hannah-Höch-Preis und einer retrospektiven Ausstellung im Berliner Gropius Bau. 1997 wurde er Ehrendoktor of Fine Arts am Nova Scotia College of Art and Design in Halifax.
Unter den vielen bahnbrechenden Büchern von Williams findet sich auch der erotische Gedicht-Zyklus sweethearts (1966), den Richard Hamilton als das „erste gross angelegte Meisterwerk unter den konkreten Texten“ bejubelte. Marcel Duchamp, ein sweethearts-Fan, autorisierte für den Einband der amerikani-‚ schen Ausgabe eine Reproduktion seiner „Coeurs Volants“. Williams Anthology of Concrete Poetry (1967) gilt auch nach drei Jahrzehnten noch als einer der besten Kunstbücher der Innovationen und Experimente der visuellen und konkreten Poesie. Emmett Williams autobiographisches Werk My Life in Flux- and Vice Versa wurde 1992 von Thames and Hudson in London und New York herausgebracht. Derselbe Verlag veröffentlichte 1997 auch Mr. Fluxus, ein kollektives Portrait von George Maciunas, dem „Vater“ von Fluxus, collagiert von Williams und seiner Frau, der englischen Künstlerin Ann Nod.
Als ich heute morgen aufstand, sah ich mir Emmett Williams wundervollen Katalog seiner Ausstellung im Gemeente Museum in Den Haag an. Ich las die kleine Einführung in Emmett’s unnachahmlichem Stil. An einer Stelle sagte er: „Ich will gar nicht mit dem Unsinn anfangen, mich über den Sinn von Kunst zu äußern. Ja, warum sollte ich eigentlich nicht“, sagte er mehr oder weniger und fährt fort: „Für mich ist Kunst etwas, dem du dich anvertrauen kannst.“ Wunderbar. Natürlich ist Emmett einer der Männer, der von Anfang an zu diesem Öffnen der Kunst beigetragen hat. Machen ist möglich. Die Energie zu haben, die Torheit zu haben, das Verständnis fair Kunst erweitern zu wollen — von Erblicken des Apfels bis hin zum Malen (wie unser Freund Cézanne es getan hatte)… ihn zu essen, ihn für Apfelbäume zu kultivieren, ihn zu sammeln, um Apfelkuchen zu machen, um Apfelkuchen zu werfen — eine Welt zu erschaffen, in der Freude, Gerechtigkeit, Frieden und Harmonie ist. Das ist es!
– Robert Filliou (aus „Buddhismus in der Modernen Kunst“)