Eröffnung: Donnerstag, 29. Januar 2015, 19 Uhr
Mit einem Grußwort von Tim Renner
Staatssekretär für Kulturelle Angelegenheiten des Landes Berlin
Die Projekt-Idee
Die Berliner Kulturlandschaft befindet sich in pausenloser, ja fast schon atemloser Dynamik. Für diese aktuelle Kreativität und Innovation der Stadt stehen Persönlichkeiten mit Esprit und Gestaltungskraft, deren Wirkung weit über die Metropole hinaus spürbar ist. Für Jacques H. Sehy (*1945), selbst von 1965 bis 1975 in Berlin zu Hause und heute in Hamburg lebend, ist die Portrait-Serie der “Berliner Köpfe” (2012-2014) eine Hommage an die eindrucksvolle Kulturszene und eines Teils ihrer Protagonisten.
Die Auswahl der Porträtierten ist als wesentlicher Aspekt der insgesamt dreijährigen künstlerischen Arbeit anzusehen und bildet den individuellen Radius des Fotografen ab. Die 100 Berliner Köpfe sind Menschen, zu denen Jacques H. Sehy auf unterschiedliche Weise in Kontakt trat. Das Projekt war, wie vorab geplant, mit der Aufnahme des 100. Porträts abgeschlossen. Es ist damit nicht nur ein topographischer, auf Berlin beschränkter Ausschnitt von Personen, sondern wurde auch von der investierten (Lebens)Zeit des Künstlers begrenzt.
Die künstlerische Konzeption der Lichtzeichnungen (Text: Ulla Lohmann)
Die Fotografie ist seit ihrer Erfindung im 19. Jahrhundert, bis in die heutige digitale Welt, immer noch das Medium der Wahl, wenn es um das Portrait geht. Aber seit geraumer Zeit ist die Portraitfotografie auch als Form künstlerischer Auseinandersetzung etabliert, gespeist von unerschöpflicher Fantasie, forciert von stetig neuen technischen Möglichkeiten.
Die Lichtzeichnungen des Projekts der „Berliner Köpfe“ und die daraus entwickelte Installation bedienen sich ausschließlich analoger Technologien in schwarz/weiß Fotografie. Diese Verwendung minimaler Mittel und Methoden einerseits, unterstreicht andererseits die ins Kosmische reichende Idee der künstlerischen Konzeption.
Die Portraitfotografie in der Kunst erhält mit der Lichtzeichnung eine konzentrierte Dimension visueller Darstellung. Sie ist eine spezielle Methode der Sichtbarmachung, eine Gratwanderung zwischen Hervorhebung und Begrenzung, Akzentuierung und Zurückhaltung. Obwohl diese Portraits das Authentische, Unverwechselbare, das Solitäre eines Menschen zeigen, bleibt dessen individuelle Anonymität weitgehend gewahrt. Charakter und Eigenart der Persönlichkeiten werden auf eine abstraktere Ebene überführt.
In weiteren Darstellungsschritten wird diese Abstraktion gesteigert und überhöht. Die Portraits der Einzelpersonen werden in der geplanten Installation gruppiert und in immer kompaktere Zusammenhänge integriert. Das Material wird weiter verdichtet. Schließlich verschwindet das spezifische Bild nahezu vollständig im Universum der Menge ohne jedoch verloren zu sein. Das Portrait und auch die Gruppen bleiben unauflösbarer Grundbestandteil des Gesamtwerkes.
Individualität und Gemeinschaft spiegeln sich in dieser künstlerischen Idee. Impulse, Initiativen und Ideen Einzelner sind unabdingbare Antriebskräfte für gesellschaftliche Innovations- und Entwicklungsprozesse, an denen gerade die Kultur maßgeblichen Anteil besitzt.
Über den Prozess der „Lichtzeichnung“ mittels Langzeitbelichtung schreibt die Künstlerin und Autorin Carmen Hillers: „Der Fotograf Jacques H. Sehy geht auf eine ungewöhnliche und sehr intuitive Weise mit Licht und Schatten um, wenn er im völligen Dunkel des Ateliers den Strahl seiner Lampe wie einen Dirigierstab über Gesichter oder Körper führt. Diese Lichtzeichnungen, bei denen Sehy bewusst auf vordergründige Schönungsabsichten verzichtet, verhelfen nicht nur dem Betrachter der Fotos zu ebenso erstaunlichen wie irritierenden Anblicken. Auf diese Weise porträtiert zu werden ist ein besonderes Erlebnis. In der Dunkelheit hat das Gesicht und sein Ausdruck, mit der man der Außenwelt entgegenzutreten pflegt, keine Relevanz mehr; es ist vielmehr die Begegnung mit dem ganz Eigenen, das sich in der Intimität des schwarzen Raums abspielt. Die Fotos, auf denen neben den elfenbeinschwarzen Flächen an verschiedenen Stellen ein Auge, ein Mundwinkel oder Züge des Gesichts hervortreten, ermöglichen so einen Blick auf die terra incognita des Innern; für den Betrachtenden, wie den Betrachteten, gleichermaßen ein spannendes und intensives Unterfangen.“
Die Berliner Köpfe
Thomas Albrecht
Gabriele Baring
Barbara Barsch
Leonie Baumann
Jennifer Becker
Kathrin Becker
Frank Berberich
Heinrich von Berenberg
René Block
Eugen Blume
Maren Borchers
Horst Bredekamp
Bazon Brock
Wibke Bruhns
Hans-Christoph Buch
Manfred Carpentier
Thierry Chervel
David Chipperfield
Michael S. Cullen
Friedel Drautzburg
Moritz van Dülmen
Catherine von Fürstenberg-Dussmann
Michael Duwe
Peter Eigen
Stephan Erfurt
Kristin Feireiss
Rainer Fetting
Anne Marie Freybourg
Britta Gansebohm
Eckhart Gillen
Adrienne Goehler
Karin Graf
Monika Grütters
Efraim Habermann
Matthias Harder
Volker Hassemer
Wulf Herzogenrath
Winrich Hopp
Gabriele Horn
Anette Humpe
Bernd Hüppauf
Urs Jaeggi
Heino Jückstock
Jan Kage
Gerhard Kämpfe
Walter Karberg
Enno Kaufhold
Gisela Kayser
Ulrich Khuon
Udo Kittelmann
Gina Köhler
Dieter Kosslick
Heike Kramer
Andreas Krüger
Siegfried Langbehn
Shermin Langhoff
Nikolai Makarov
Vladimir Malakhov
Jürgen Mayer H.
Heike Melba-Fendel
Gabriele Muschter
Helen Müller
Kirsten Niehuus
Thomas Oberender
Thomas Olbricht
Thomas Ostermeier
Matthias Osterwold
Hermann Parzinger
Wolfgang Petrick
Isabel Pfeiffer-Poensgen
Jim Rakete
Peter Raue
Annika Reich
Jürgen Reiche
Pamela Rosenberg
Jochen Sandig
Jürgen Schitthelm
Elke Schmitter
Ulrich Schreiber
Peter-Klaus Schuster
Dietmar Schwarz
Jeannot Simmen
Sonia Simmenauer
Claudia Skoda
Gary Smith
Erik Spiekermann
Friede Springer
Klaus Staeck
Werner Tammen
Christoph Tannert
Ernst Volland
Ute Weingarten
Marc Wellmann
Christina Weiss
Michael Wewerka
Jan de Wit
Jörg Woltmann
Michel Würthle
Ernest Wichner
Hanns Zischler
Das Projekt wird begleitet von einer Publikation im Nicolai-Verlag mit dem Titel „KULTURHUMUS: 100 Berliner Köpfe“ mit Texten von Enno Kaufhold, Jeannot Simmen, Bernd Hüppauf und Thomas Oberender.
Weitere Informationen:
Mit freundlicher Unterstützung:
das foto image factory
Jacques H. Sehy
1945 geboren in Stockhausen, Wetzlar
1963 – 1965 Auslandsaufenthalte
1965 – 1975 Fotograf in Berlin mit den Schwerpunkten Mode, Werbung, Medien
seit 1975 freier Fotograf in Hamburg I künstlerische Entwicklung der Lichtzeichnungen
Einzelausstellungen (Auswahl)
2013 Denkerei, Bazon Brock, Berlin
2011 carpentier galerie, Berlin
2009 culture matters, Hannover; Galerie Hafemann, Wiesbadener Fototage
2008 Galerie Nievergelt, Zürich
2005 C15 Sammlung Ulla und Heinz Lohmann; 3. Triennale der Photographie, Hamburg
2004 Galerie Perplies, Aachen
2003 Künstlerhaus Hamburg-Bergedorf
2001 Maxim Gorki Museum, Usedom, mit Axel Bergk; Kirchenträume, Installation in der Lutherkirche Karlsruhe
2000 Kunstkabinett LBK, Hamburg
1999 Galerie Hexagone, Aachen
1998 AFBK, Hamburg
1997 Hanse-Office, Brüssel
1996 Kunstverein Lezard, Colmar; Stilwerk, Hamburg
1995 FNAC, Strasbourg
1994 Volksbankgalerie, Weinheim
1993 Westwendischer Kunstverein, Gatow
1990 Galerie Il Negozio, Hamburg
1988 Galerie Art Mobil, Lemiers (NL); Kunstbüro Berlin, Hamburg; Kunstverein Geheim, Hamburg
Weitere Informationen zum Künstler: www.jacques-sehy.de
Presse:
Berliner Zeitung: Ingeborg Ruthe über die ungewöhnliche Hommage an die Berliner Kulturszene des Fotokünstlers Jacques H. Sehy:
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/ausstellung–berliner-koepfe–fotokuenstler-zeichnet-prominente-gesichter-mit-licht-,10809150,29697092.html
DER HAUPTSTADTBRIEF: „Der Fotograf Jacques H. Sehy hat Berliner Köpfe aus dem Kulturbetrieb bestechend anders porträtiert. Die Gründe nennt er im Gespräch mit Irena Nalepa“: http://www.derhauptstadtbrief.de/cms/index.php/106-der-hauptstadtbrief-127/704-ich-mache-keine-buergermeisterfotos
Berlin&I City Guide: „There are so many important figures who have made the Berlin culture scene what it is (…) Photographer Jacques H. Sehy has made a 100-portrait series of them…“ http://www.berlin-and-i.de/2015/01/berliner-koepfer-100-lichtzeichnungen/
Berlin 1: „Der Fotograf Jacques H. Sehy hat 100 Kultur-Promis abgelichtet – mit verblüffenden Ergebnissen“:
http://www.berlin1.de/berlin-erleben/galerien/abgelichtet-fotokunst-mit-100-prominenten-kulturkpfen-20153369
FluxFM: Der Fotokünstler Jacques H. Sehy im Gespräch mit Yaneq bei Radio Arty:
http://www.fluxfm.de/radio-arty-jacques-h-sehy-berliner-koepfe-100-lichtzeichnungen/
Kuturradio vom rbb: Anlässlich seiner zwei Berliner Ausstellungen ist der Künstler Jacques H. Sehy im rbb Kulturradio am Nachmittag bei Peter Claus zu Gast:
http://www.kulturradio.de/programm/sendungen/150130/kulturradio_am_nachmittag_1505.html
rbb Abendschau: Ausstellungshinweis zu den Lichtzeichnungen von bekannten Berliner Kulturschaffenden des Fotografen Jacques H. Sehy:
https://www.youtube.com/watch?v=ZVSCfCfocDw
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