
Fotografien von Silva Agostini, Nikolin Bujari, Shpëtim Kërçova, Ledia Kostandini, Dritan Mesareja, Ardi Mulla, Violana Murataj, Heldi Pema, Leonard Qylafi, Irgin Sena, Syabhit Shkreli, Gentian Shkurti sowie Katharina Gaenssler, Robert Karl, Beatrice Minda, Andreas Göx / Hannes Wanderer
kuratiert von Adela Demetja und Julie August
»Never seen« – das diesjährige Motto des Europäischen Monats der Fotografie ist mehr als passend für diese Ausstellung, ist doch Albanien noch immer eine wenig beachtete Region auf der Kulturlandkarte Europas. Kaum jemand hat eine Vorstellung, wie es in diesem Land, das doch geografisch so nah ist, eigentlich aussieht, geschweige denn, was die dortige Kunstszene zu bieten hat.
Das mehrteilige Ausstellungsprojekt »my space. Tirana-Berlin« versucht, einen kleinen Einblick zu bieten- – und thematisiert gleichzeitig »Raum / Umgebung«. Dabei ist die Vielfalt groß – von sehr persönlichen Herangehensweisen bis zur Untersuchung der Grenze zwischen öffentlich und privat, von explizit lokalisierbaren Fotografien bis zur Frage, ob ein Kunstraum immer auch ein Raum der Künstler sei. Im Sommer 08 wurden »my space 01« und »my space 02« in Tirana gezeigt, wobei erstere zwölf albanische, zweitere vier deutsche Positionen vorstellte. Zum 3. Europäischen Monat der Fotografie findet eine Synthese statt, die sich auch im gemeinsamen Katalog manifestiert. Das Haus am Lützowplatz ist dabei der ideale Ort für die Präsentation eines solchen Projektes, da hier immer wieder Kunst aus Mittel- und Osteuropa (1999 auch aus Albanien) gezeigt wurde.
Deutschland wie Albanien haben dunkle Kapitel totalitärer Herrschaft in ihrer Geschichte erlebt – und eigentümlicherweise hatte das jeweils viel mit »Raum« zu tun. Nicht umsonst wurde seit 1945 der Begriff für deutsche Historiker tabuisiert. Während Hitlers Politik expansiv geprägt war, dem »Volk ohne Raum« den ihm angeblich zustehenden Lebensraum zu erobern versprach und gleichzeitig unerwünschte Mitglieder aus dem »deutschen Raum« vertrieb und vernichtete, verfolgte Hoxha die gegenteilige Strategie, indem er Albanien 40 Jahre lang von jeglicher Entwicklung außerhalb abschnitt. Nach der Öffnung hinterließ dies einen »Hunger« nach Bildern und Informationen aus anderen Ländern, nach Austausch, nach Anerkennung im europäischen wie -außereuropäischen Raum. Die Resonanz (auch der Presse) auf die Ausstellungen in Tirana war entsprechend überwältigend.
Die Situation der Künstler in Albanien ist schwierig: Neben der Nationalgalerie (deren Programm weitgehend staatlich gelenkt ist) gibt es kaum Ausstellungsräume, selbst in Tirana gibt es nicht mehr als zwei, drei Galerien, die sich mit zeitgenössischer Kunst beschäftigen und ein institutionalisierter Kunstbetrieb mit Organisationen, Stipendien und Kunstkritik ist schlicht nicht existent. Auch haben viele Künstler kein Atelier – dieses befindet sich sozusagen im Laptop, d.h. der digitale Raum ist ein wichtiger Ort für das Entstehen von Kunst und erklärt auch die Nähe des Ausstellungstitels zur Internetplattform myspace.