
Mitwirkende KünstlerInnen
Elvira Bach, Hanna Frenzel, Christian Hasucha, Lilly Grote, Verena von Hugo, Sven-Ake Johansson, Dietmar Kirves, Angelika Margull, Jakob Mattner, Helmut Metzner, Norbert Radermacher, Eva Maria Schön, Christiane Seiffert, Dagmar Uhde, Suse Wiegand, Mathilda Wolf
Die Ausstellung „Nachbarschaften in Berlin (West), West-Berlin, Westberlin“ zeigt Arbeiten von 16 KünstlerInnen, die in den 1970er und 80er Jahren in Berlin (West) gelebt haben. Es eint die KünstlerInnen, dass sie alle parallel in der Westberliner Szene unterwegs und in den etablierten Kulturinstitutionen und im kommerziellen Kunstbetrieb präsent waren. Sie sind sich bei vielfältigen Anlässen, im Studium, im Atelier oder bei öffentlichen Veranstaltungen begegnet – sie verbindet ein Stück gemeinsam durchlebter Orts- und Zeitgeschichte.
Der Untertitel der Ausstellung Berlin (West), West-Berlin, Westberlin leitet sich von der Uneinheitlichkeit in der Orthografie ab. Die amtliche westdeutsche Bezeichnung war Berlin (West), was in der Umgangssprache zu West-Berlin umgeformt wurde. In der DDR war dagegen von der selbständigen politischen Einheit Westberlin – kurz Westberlin geschrieben – die Rede im Gegensatz zu Berlin, Hauptstadt der DDR, die im Westen Ost-Berlin hieß. In Zeiten des Kalten Krieges konnte man allein an der unterschiedlichen Schreibweise Herkunft oder politischen Standort eines Textes bestimmen.
Man kann von typischen Berliner Szene-Biotopen und sozialen Nischen sprechen, die es nur hier gab. Dieser besondere Zeitgeist machte damals für werdende Künstler aus Westdeutschland und anderen Regionen der Welt einen Teil der Attraktion der Insel im roten Meer aus. Hier gab es ein liberaleres Klima, ein Paradies für Kriegsdienstverweigerer, einen hohen Ausländeranteil an der Bevölkerung, Homosexuelle, Feministinnen, Bhagwan-Anhänger, Hausbesetzer, Wohngemeinschaften und experimentelle Lebensformen, kurz: eine Fülle von abweichendem Lebenskonzepten, die in Westdeutschland nicht so einfach hingenommen worden wäre. Hier wurden die unmittelbaren Folgen der Brandtschen Ostpolitik am deutlichsten sichtbar. Hier gab es ein Zentrum der Studentenbewegung, die Kommune I, die Schaubühne, das DAAD Künstlerprogramm, die Filmfestspiele, die Paris-Bar, Jazz-Clubs wie die Badewanne und das Quartier Latin, und nicht zuletzt die preiswerten, geräumigen Berliner Altbauwohnungen und Fabriketagen.
Produziert vom Haus am Lützowplatz und unter der Leitung von Karin Pott haben die Kamerafrauen Elfi Mikesch und Lilly Grote in diesem Jahr von den teilnehmenden KünstlerInnen filmische Portraits angefertigt, die gemeinsam den Kontext formulieren, in dem die Kreativen ihre Vorstellungswelt entwickelten und ihr Dasein und ihre Kunst gestalteten. Der aus diesen Portraits entstandene Dokumentarfilm, der in der Ausstellung zu sehen sein wird, berichtet von dem Verbunden- und Zugehörigkeitsgefühl und den gemeinsamen, teils angenommenen teils abgelehnten Orientierungspunkten, die sich in der kritischen Auseinandersetzung in der speziellen Berliner Atmosphäre entwickelt hatten.
Diese Dokumentation beschreibt, unter welchen Bedingungen die teilnehmenden KünstlerInnen angefangen haben, kreativ zu arbeiten. Das Zentrum der Ausstellung bildet die Präsentation der Werke, die aus der Zeit vor dem Mauerfall stammen, sich auf diese Zeit beziehen und aktuelle Arbeiten der teilnehmenden KünstlerInnen.