Erstmals ist in Berlin eine institutionelle Einzelausstellung des bedeutenden in Köln und in der Bretagne lebenden Malers Oliver Jordan zu sehen. Gezeigt werden seine zum Teil großformatigen Landschaftsbilder einer Industrieregion, in der der Künstler selbst aufwuchs und deren herbe Schönheit er in einer Vielzahl von Motiven festgehalten hat. Im Medium einer besonderen Maltechnik, die den grundsätzlichen realistischen Anspruch mit einem wilden, abstrakt-gestischen Farbauftrag verknüpft, entstehen berückende Szenarien, die das spezifische Licht, das Wetter und die Luft des Ruhrgebiets geradezu greifbar werden lassen.
Der 1958 in Essen geborene Künstler studierte 1980-85 an der Kunstakademie Düsseldorf u.a. bei Anatol Herzfeld und im Kontext der Freien Internationalen Universität (FIU) bei Joseph Beuys. Als Sohn des Gewerkschaftlers Ruthard Jordan besuchte er schon zu Schulzeiten fast jedes Wochenende das Folkwang Museum und ließ sich dort vor allem von der Tradition einer realistisch-expressiven Malerei prägen, die er gegen jedweden Zeitgeist zu einer im aktuellen Kunstbetrieb einzigartigen Position ausformulierte. Als Vorbilder nennt er unter anderem Rembrandt von Rijn, Eugène Delacroix und immer wieder Adolph Menzel sowie die Zeitgenossen Francis Bacon, Frank Auerbach und Lucian Freud. Aber auch die abstrakten Drippings von Jackson Pollock stellen eine Bezugsgröße für Oliver Jordan dar, der seit den 1990er Jahren sowohl als Porträtist als auch als Maler von Stadtansichten und Landschaften internationale Anerkennung erfahren hat.
Die Bilder entstehen nach fotografischen Vorlagen im Atelier. In einem vielschichtigen Prozess der künstlerischen Verdichtung, angefangen bei Bleistiftzeichnungen über Ölskizzen bis hin zur geradezu körperlichen Arbeit an teilweise monumentalen Leinwänden, erhalten die Arbeiten ihren spezifischen Charakter durch eine Dialektik aus präziser formaler Setzung und freier, rhythmischer Dekonstruktion. In kraftvoller, virtuoser Behandlung des Malkörpers werden die in mehreren Schichten aufgebauten Bilder geradezu zu Wandobjekten, die sich bei Nahsicht in abstrakte Farbströme auflösen. Die menschenleeren Ansichten etwa der Völklinger Hütte, der von Strommasten durchsetzten Emscher Landschaft oder des Essener Nachkriegspanoramas unter tiefem, wolkenverhangenem Himmel sind durch die Struktur des pastosen Oberflächenreliefs von einer besonderen haptischen und koloristischen Sinnlichkeit geprägt. Gleichzeitig verfügt das jeweilige Motiv über eine verblüffende visuelle Präsenz, die sich gleichsam hinter der Malfläche zur Illusion entfaltet.
Weitere Informationen zum Künstler:
www.oliverjordan.de
Die 2012 im Dumont-Verlag erschienene Publikation Oliver Jordan – Industrielandschaften ist während der Ausstellung zum Sonderpreis von 30,- Euro pro Exemplar erhältlich.
Die Ausstellung im Haus am Lützowplatz wurde ermöglicht durch freundliche Unterstützung der ThyssenKrupp AG.
Pressestimmen (Auswahl):
KulturSPIEGEL: So sollen seine Motive zwar realistisch aussehen, gleichzeitig aber abstrakt und gestisch gemalt sein.
http://www.spiegel.de/spiegel/kulturspiegel/d-124096893.html
Der Tagesspiegel: Mehr als Motive zeigen auch Jordans Industrielandschaften, die ab dieser Woche im Haus am Lützwoplatz zu sehen sind. Ob die Hoesch-Werke in Dortmund, der Essener Güterbahnhof oder die Völklinger Hütte, malend entlockt Jordan diesen Industriedenkmälern ihre Geschichte. (Birgit Rieger)
http://www.tagesspiegel.de/zeitung/oelmalereioliver-jordan-das-kraftpaket/9202198.html
art in berlin: Kathedralen der Neuzeit – Oliver Jordan im Haus am Lützowplatz. Der Satz des Philosophen Albert Camus, dass Glück und Absurdität derselben Erde entstammten, mag auch als Maxime der künstlerischen Arbeit Jordans gelten. (Dr. Inge Pett)
http://www.art-in-berlin.de/incbmeld.php?id=3073
Berliner Woche: Gesellschaftlicher Anspruch. Das „Haus am Lützowplatz“ wurde jetzt 50 Jahre alt. An der aktuellen Ausstellung wird besonders deutlich, was der künstlerische Leiter des Hauses, Marc Wellmann, als dessen „Programmatik“ beschreibt.
bpigs: Restoration work, art shows in the making, a brand new office; Haus am Lützowplatz is entering a new era guided by art historian and director Dr. Marc Wellmann.
http://bpigs.com/diaries/interviews/have-you-met-marc-wellmann