
Das Haus am Lützowplatz zeigt in der Ausstellung „placebo“ Werke dreier Künstlerinnen, die über das Phänomen der Wahrnehmung in einen feinsinnigen Dialog treten. Jede der drei Frauen nähert sich dem Problem aus einer anderen Richtung, nimmt eine individuelle Perspektive ein und verwendet eine eigene Technik: Ist es bei Christiane Molan die Farbe, so ist es bei Katrin von Lehmann die Textur, bei Barbara Wille der intarsierte, illusionistische Raum. Gemeinsam ist den Künstlerinnen, daß sie bekannte, gewußte Erfahrungen der sinnlichen Wahrnehmung aufbrechen. Barbara Willes „abstrakte Trompe-l’oeil-Intarsien“ thematisieren Übergänge von der Zwei- zur Dreidimensionalität und führen den Betrachter durch illusionistische Bilder von Objekten statt tatsächlicher Objekte in die Irre – ein später Reflex auf Platon? Auch Katrin von Lehmann hebt mit ihren geflochtenen Photographien die Trennung von Ding und Abbild auf: Subtile Verschiebungen lassen neue, verfremdete, jenseits der gewohnten Sehweise liegende Aspekte von Bildern entstehen. Christiane Molan thematisiert die vollkommene Illusion, das Immaterielle, und schöpft mit ihren sich nach innen öffnenden Bildräumen wahre Lichträume. placebo, der sehr schöne Schein, wird den Besucher in seiner facettenreichen Reflexion der sinnlichen Täuschung kaum enttäuschen.
Christiane Molan wurde 1961 in Münster geboren und studierte 1982-87 an der HdK in Berlin Freie Malerei. Sie konnte bereits einige Einzelausstellungen realisieren, etwa 1987 und 1991 in der Berliner Galerie-Werkstatt, 1997 dem Kunstbalkon in Kassel und 1999 in der Galerie Lutz Fiebig, Berlin. Ausstellungsbeteiligungen u.a. 1986-1991 Freie Berliner Kunstausstellung Berlin, 1988 in der Galerie-Werkstatt Berlin und 1999 „Kunstkonsum“ in den Editionen, Berlin.
Katrin von Lehmann, 1959 in Berlin geboren, 1984-91 Studium an der Akademie der Bildenden Künste München, Abschluß mit dem 2. Staatsexamen. 1991-93 lebte sie im Rahmen eines DAAD-Stipendiums für Bildende Kunst in Lissabon. Ausstellungen seit 1989 (Auswahl): 1995 im Kunstautomat Zürich („Blattungen“), 1998 in der Galerie Futura Berlin („Phantasie des Schemas, Schema der Phantasie“), 2000 galerie weisser elefant, Berlin („Flechtung – textura fotográfica“), 2001 Jardim Bot-ânico, Lissabon („Folha“). 1999 erhielt sie ein Arbeitsstipendium mit Ausstellung in der Villa Waldberta am Starnberger See.
Barbara Wille, Jahrgang 1961, schloß ihr Studium der Kunsterziehung 1988 ab, bevor sie bis 1990 bei Ansgar Nierhoff in Mainz Bildhauerei studierte. Nach dem „Förderpreis junge Künstler“ (1990) erhielt sie 1991 den Villa Romana Preis, dem sich ein einjähriger Arbeitsaufenthalt in Florenz mit einer ersten Einzelausstellung anschloß. Weitere Stipendien erhielt die Künstlerin 1996 für Schloß Plüschow, 1997 für das Atelier im Käuzchensteig Berlin und 2002 für das Künstlerhaus Schloß Balmoral. Ausstellungen der letzten Jahre: 2000 „Illusion sowieso“ (14-1 Galerie Stuttgart), „Am Ort“ (Künstlerhof Buch Berlin), 2001: „latte macchiato“ (Galerie Jette Rudolph Berlin).