Mit Arbeiten der Schweizer Malerin Liliane Tomasko (geb. 1967 in Zürich) und ihres Partners Sean Scully (geb.1945 in Dublin, leben beide in New York, Barcelona und in der Nähe von München), einem der bedeutendsten Maler unserer Zeit, beginnt das Haus am Lützowplatz das neue Jahr gleich mit einem ganz besonderen Höhepunkt.
Sean Scully wächst in London auf und beschließt bereits im Alter von 9 Jahren Maler zu werden. Von 1965-68 studiert er am Croydon College of Art, London, 1968-72 an der Newcastle University, Newcastle upon Tyne. Dort entdeckt er den abstrakten Expressionismus und Mark Rothko. 1972-73 reist er als Stipendiat nach Amerika. Kurz nach seiner Rückkehr nach London hat er seine erste Einzelausstellung – alle Arbeiten werden verkauft. 1975 zieht er dauerhaft nach New York und nimmt 1983 die amerikanische Staatsbürgerschaft an.
Der internationale Durchbruch erfolgt in der Zeit zwischen 1984 und 1989. In dieser Zeit hat er große Einzelausstellungen in Museen und Galerien: Whitechapel Gallery, London, Palacio Velazquez, Madrid, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München. Zudem werden einige Arbeiten für große öffentliche Sammlungen angekauft: Museum of Modern Art, Metropolitan Museum of Art, Solomon R. Guggenheim Museum, alle New York, Tate Modern, London, Pinakothek der Moderne, München.Seit 1973 lehrt er an Universitäten in England, den USA und zuletzt an der Akademie der Bildenden Künste in München (2002-2007).
Liliane Tomasko studiert in London und beschäftigt sich zunächst mit Malerei, Bildhauerei und Fotografie. Sie konzentriert sich mehr und mehr auf die Malerei, wobei die Fotografie weiterhin ein wichtiges Werkzeug ihrer Arbeit bleibt.
In der Malerei entwickelt sie sich zunehmend zum Abstrakten, schemenhaft sind in ihren Gemälden jedoch Formen erkennbar. Liliane Tomasko hat ihre Werke international präsentiert, u.a. in Barcelona, München, Palma de Mallorca, Zürich, Berlin und New York.
In ihren Ölgemälden untersucht Liliane Tomasko Oberflächen und Formen von Gegenständen sowie Licht und Schatten in Arrangements, die flüchtig sind und in unserer alltäglichen Wahrnehmung eher marginal erscheinen: Taschen, Tüten, Ecken von Fensterrahmen, gefaltete Kleider, ein Stück Wand etc.
Durch die prägnante Lichtführung und die gedämpfte Farbigkeit bekommen die Bilder etwas Geheimnisvolles, wirken trotz ihrer alltäglichen Motive mitunter geradezu mystisch aufgeladen. Verstärkt wird dieser Eindruck durch ihre „Unschärfe“, die sich aus der künstlerischen Vorgehensweise erklärt: Tomasko macht von den eigens arrangierten Objekten bzw. Ausschnitten gleichsam als Skizzen Polaroid-Fotografien. Deren charakteristische Verfälschung der Farben sowie ihre weiche Ungenauigkeit überträgt sie in die Ölmalerei. Durch diese technisch bedingte Verfremdung entziehen sich die gemalten Alltagsgegenstände dem/der Betrachter/in und gleiten – fast – ins Abstrakte.
In Beziehung dazu treten Sean Scullys großformatige Papierarbeit „6.21.09“ (2009) sowie seine dreiteilige Arbeit „Doric Light“ (2010). Mit einer Komposition aus etwa gleich großen dunklen und hellen Balken sind diese beiden Werke charakteristisch für das Werk Scullys seit den späten 70er Jahren: auf den ersten Blick konstruktivistisch karg, entfalten sie bei genauerer Betrachtung ihre komplexe Schönheit – die Farben (Hellblau, Sandbeige, Anthrazit) scheinen direkt der Natur entnommen, und selbst die dunkelsten Flächen weisen noch eine Vielzahl anderer Farben auf. Der strenge Bildaufbau wirkt auf fast verführerische Weise harmonisch. Die Oberflächen seiner Werke weisen eine fast haptische Qualität auf, die entsteht, indem er Farbschicht um Farbschicht mit deutlich sichtbarem Pinselduktus übereinander legt.
In der Studiogalerie zeigen wir Sean Scullys 24-teilige Schwarzweiß-Fotoserie „Aran“ (2005/2006), die auf den Aran Inseln vor der Westkünste Irlands entstanden ist und 7 Farbfotos, die einen Einblick in Scullys Seh- und Denkweise erlauben. Diese Fotografien von urbanen Strukturen (Fassaden, Türen, Gebäudeteilen etc.) erweitern Scullys abstrakte Gemälde um eine Dimension.
Sowohl Scully als auch Tomasko umkreisen in ihren Arbeiten den Bereich, in dem figurative und abstrakte bzw. „minimale“ und „spirituelle“ Malerei einander berühren bzw. überschneiden – auf ganz unterschiedliche Weise, aber unübersehbar artverwandt.