
In unserer Ausstellung zeigen wir neueste Arbeiten von Thomas Hornemann, `Malerei / Zeichnerei´, nebst einigen älteren Arbeiten aus den letzten drei Jahren.
Der Titel der Ausstellung „unbeschwert umherschweifend“ stammt von dem chinesischen Weisen Dschuang Tse und beschreibt einen Ideal-Geisteszustand, in welchem der Künstler `Frische und Abenteuer´ im Inneren erfährt: Ein Thema, mit dem sich die Situationistische Internationale in ihrer „Theorie des Umherschweifens“ gründlich befasst hat.
So wie der Umherschweifende verschiedene Sinneseindrücke aufnimmt und zur späteren Verwendung speichert, bedient sich Thomas Hornemann aus einem umfassenden, vielfältigen Repertoire – eine Art visuelles Gedächtnis – Ausgangsmaterial für den künstlerischen Arbeitsprozess.
Thomas Hornemanns malerisches Œuvre besteht größtenteils aus kleinen Bildern mit den Maßen 42 x 33 cm – wenngleich in der Ausstellung auch Groß-Formate und Rundbilder (Tondi) gezeigt werden. Vorlagen für die kleinformatigen Arbeiten findet Hornemann in seiner Sammlung hunderter DIN-A 4-Blätter, die beschrieben, bekritzelt oder mit Fundstücken beklebt sind: Annoncen, Bilderrätsel, Postkarten, Comics, anonyme Instruktions-Zeichnungen und Gebrauchsanweisungen.
Er verarbeitet bildimmanente Probleme, fügt kunsthistorische Verweise ein, operiert mit Kitsch-Elementen und eingearbeitete Textbausteine haben häufig die Funktion eines Selbstkommentars. Malgrund und ikonografische Zitate treten dabei in ein ironisch-subversives Spannungsverhältnis – die Anordnung ist zufällig und unterliegt eher einer ästhetischen als inhaltlichen Struktur. Erzählt wird nichts auf den Bildern und es gibt, durch Reihung der Bilder, keinerlei `Bild-Geschichte´.
Die ausgestellten Papierarbeiten – für die der Künstler den Neologismus „Zeichnerei“ verwendet – dokumentieren Hornemanns Fähigkeit, in der Verschränkung von Wort und Bild „um die Ecke zu denken“: „Jedes Bild hat die Couch, die es verdient“ – in diesem Bild-Titel wird seine ironische Distanz und sein zuweilen schräger Bildwitz deutlich spürbar. Sind mitunter die großen Arbeiten nur flüchtig ausgearbeitet, zeigt Hornemann auf den „Schönen Blättern“ Leichtigkeit, gepaart mit Biss und ruppigem Charme sowie formale und technische Brillanz bei der Umsetzung alltäglicher Phänomene.
Thomas Hornemann wird 1943 in Hamburg geboren. Nach einer Ausbildung in Typografie und freier Malerei an der Kunstschule Basel, verschiedenen Reisen und der Gründung der Galerie EXIT in Köln, lebt er seit 1975 in Berlin. 1980 war er Mitglied der Galerie am Moritzplatz, 1999-2001 Gastdozent an der UdK Berlin.
Seine Arbeiten wurden national und international ausgestellt, u.a. in der Galerie Pfefferle, München, in der Galerie Wild, Frankfurt/M., im Martin-Gropius-Bau, Berlin, in der Galerie Delta, Rotterdam, im Deutschen Künstlerbund/Jahresausstellung Berlin 1990, im Goethe-Institut, Rom und 2008 im Sonderjyllands Kunstmuseum in Tønder, Dänemark.
In Zusammenarbeit mit dem Rainer Verlag, Berlin, sind mehrere Bücher entstanden.
Zur Eröffnung am 11. November 2010 sprachen: Karin Pott und Dr. Jürgen Schilling.