Veranstaltung

29. September 2014
20.00 Uhr
Lesung Kainszeichen
Friedrich Schiller – Die Räuber

Kain und Abel in der Literatur
Lesung aus: Friedrich Schiller – Die Räuber, eine dramatische Geschichte (1781)

Friedrich Schillers Schauspiel „Die Räuber“ ruft auch im heutigen Leser die Leidenschaft der Übertretung hervor. Ganz gleich, ob der Leser jung oder alt ist. Wie es auch nicht ausgemacht ist, dass dies Stück von einem jugendlichen Autor geschrieben wurde, wenngleich gewiss ist, dass Schiller 22 Jahre jung war.

Wer eine kommentierte Ausgabe zur Hand nimmt, erkennt auch die Schwerpunkte seiner damaligen Studien: griechische und römische Mythologie, römische Geschichte, dazu Homer, Plutarch, aber auch Klopstock – und immer wieder Shakespeare, Shakespeare, Shakespeare.

Doch eine gewaltige Quelle fehlt noch in dieser Aufzählung, aus der Schiller um sich schleudert: mal mit einer Kelle, dann mit dem Sieb, oft lässt er das Wasser auch in den Boden sickern, für die heutigen Leser dadurch nur noch schlecht zu verfolgen. Denn diese Quelle ist die Bibel.

Aus ihr strömt es hundertfältig durch das Schauspiel, und nicht nur um den Räuber Moritz Spiegelberg, der in seiner Selbstbeschreibung gern Anleihen bei Moses, dem Befreier des jüdischen Volkes, macht. Die Zahl der Bezüge sind unübersehrbar: Sodom und Gomorrha, Jakob, Ezechiel, Daniel, die Psalmen, die Evangelien, die Apokalypse – bis hin zum verlorenen Sohn. Denn das ist ein Gleichnis, das für beide Brüder gelten kann: Karl ist in den Wäldern verloren gegangen, Franz zu Hause.

Aber die eigentliche Geschichte der beiden Räuber, die nämlich von Kain und Abel, wird nicht zitiert.

Denn die feindlichen biblischen Brüder sind mehr als ein Zitat in den Räubern, das sind sie selber.

 

Vorleser: ROLAND SCHÄFER
Einführung: HARTMUT DIEKMANN

Entwurf: Felix Droese
Courtesy: Felix Droese

Eintritt: € 6 / ermässigt € 4