Vorleser: Roland Schäfer
Einführung: Hartmut Diekmann
Das enfant terrible der deutschen Gegenwartsliteratur ist nun gerade 90 Jahre alt geworden. Wir sagen herzlichen Glückwunsch! Unser Geschenk soll die Weitergabe des Essays sein, den H.M.Enzensberger seinerseits vor nun 27 Jahren uns, im weitesten Sinne, geschenkt hat. Eine Arbeit über die große Wanderung. Noch war sie nicht da. Aber man konnte schon über sie nachdenken. Er hörte die Stimmen aus den gärenden Kontinenten wie ein Übersetzer,der er ja ganz besonders war, der den Gedichten der ganzen Welt lauscht. Über den letzteren schrieb Enzensberger so erhellend wie über den Nachdenkenden: „Suchen dich Seelen heim? Spürst du sie?“ heißt es bei Pedro Salinas. Seelen, das wäre vielleicht zu viel gesagt. Aber Geisterstimmen aus anderen Zeiten, anderen Räumen sind es auf jeden Fall. Was da auf einen einredet, wenn man fremde Gedichte liest, ruft merkwürdige Echos, Ober- und Untertöne im eigenen Kopf hervor, und zuweilen wird man diese Hörspiele im eigenen Kopf schwer wieder los – in sicheres Zeichen dafür, daß das Gedicht etwas taugt. Die radikalste Art, mit solchen Heimsuchungen umzugehen, ist die Übersetzung.“ (Hans Magnus Enzensberger – Geisterstimmen Übersetzungen und Imitationen, aus dem Nachwort)
Eintritt frei, aber um eine Spende wird gebeten