Eröffnung: 6. März 2020 um 19 Uhr
Aufgrund der Corona-Pandemie musste die Laufzeit der Ausstellung von Timm Ulrichs ab dem 16. März bis einschließlich 03. Mai angehalten werden. Bis zu diesem Zeitpunkt waren neun Werke gehängt oder platziert worden. Nach der Wiedereröffnung am 04. Mai wurde die Zählung der 100 Tage wieder aufgenommen.
Blick in die Ausstellung am 15. März 2020, dem letzten Tag der Laufzeit vor der vorübergehenden Schließung. Foto: Matthias Reichelt
Timm Ulrichs (*31. März 1940 in Berlin) erklärte sich 1961 zum „Ersten lebenden Kunstwerk“, eröffnete die „Werbezentrale für Totalkunst“ und adelte damit alle seine Lebensäußerungen en passant als Kunst. 1965 reichte er sich als Kunstwerk bei der „Juryfreien Kunstausstellung Berlin“ ein, wurde jedoch abgewiesen, weil er nicht vollständig von Hand hergestellt worden sei, wie Eberhard Roters, seinerzeit Mitglied der „Hängekommission“ im Auftrag der Ausstellungsleitung in einem Schreiben an den Künstler ausführte. Anlässlich seiner zweiten Selbstausstellung 1966 gab er konsequenterweise den folgenden Satz von sich: „Ich mache Theater, ich halte große Stücke auf mich, ich setze mich in Szene, ich produziere: mich.“
Seit 1960 entwickelt Ulrichs Ideen und materialisiert diese zu Werken. Im Laufe der Zeit hat er einen beachtlichen Fundus geschaffen, aus dem er immer wieder schöpft. Er macht sich zum Maß aller Dinge, erforscht und vermisst sich, setzt sich Pars pro Toto für die Menschheit ins Verhältnis zu Gesellschaft, Natur und Universum. Der Titel der Ausstellung, „Ich, Gott und die Welt“, ist von dem bekennenden Atheisten und Agnostiker aber gar nicht blasphemisch gemeint, sondern als Beschreibung seines Radius des Erkenntnisinteresses, das schier keine Grenzen kennt. Von Wiedererkennbarkeit findet sich in seinem Werk keine Spur. Ulrichs’ Kunstsprache ist polyglott; er bedient sich aller Gattungen und Genres. Seine Marke ist die Stil- und Markenlosigkeit bzw. das innewohnende intellektuelle Interesse an Erkundung der Wirklichkeit mittels künstlerischer Demonstrationen, Versuchsanordnungen sowie aus der Sprache entwickelten und zu Bildern geronnenen Gedanken.
Anlässlich seines 80. Geburtstags hält Timm Ulrichs inne und lässt sein bisheriges Werk beispielhaft anhand von 100 ausgewählten und von 100 Autorinnen und Autoren kommentierten Exponaten im Haus am Lützowplatz (HaL) Berlin Revue passieren.
Das streng formalisierte Ausstellungskonzept sieht bei der Eröffnung am 6. März 2020 einen leeren Raum vor, der sich ab dem folgenden Tag um jeweils ein Werk füllen wird. Die sich so über einen Zeitraum von exakt 100 Tagen akkumulierende Ausstellung bricht mit den üblichen Konventionen des Kunstbetriebs und verdreht sie auf der Zeitachse um 180 Grad. Zur Realisierung von Timm Ulrichs‘ Konzept setzt das Haus am Lützowplatz (HaL) vorübergehend seinen Schließtag aus. Für die Dauer der Ausstellung ist es auch am Montag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Komplett ist die Ausstellung für nur einen Tag – zur Finissage am 02. August 2020. Am Ende liegt auch das 100-fache und in täglichen Tranchen gelüftete Geheimnis in Gestalt eines Buches zum Erwerb bereit.
Die Ausstellung im Haus am Lützowplatz (HaL) und die Publikation werden realisiert mit freundlicher Unterstützung der LOTTO-Stiftung Berlin
Das Projekt wird organisiert von dem Kulturjournalisten Matthias Reichelt. Er verfolgt das Werk Timm Ulrichs seit langem und hat 1997 im Rahmen einer Arbeitsgruppe die Ausstellung „Der detektorische Blick“ von Timm Ulrichs in der NGBK verantwortet.
Unabhängig von den Planungen zur Ausstellung im Haus am Lützowplatz wurde Timm Ulrichs der Käthe-Kollwitz-Preis 2020 der Akademie der Künste Berlin zuerkannt. Die Verleihung findet am 23. Januar 2020 zur Eröffnung der damit verbundenen Ausstellung am Hanseatenweg statt (Laufzeit: 24. Januar – 1. März 2020).
Zur Finissage erscheint eine umfangreiche Publikation im Verlag für moderne Kunst, Wien. Die 100 Werke der Ausstellung werden darin von folgenden 100 Autorinnen und Autoren kommentiert:
Nico Anklam, Brigitte Baumstark, Kathrin Becker, Stefan Becker, Sven Beckstette, Aljoscha Begrich, Peter Bexte, Friedrich W. Block, Margrit Brehm, Jan Peter Bremer, Bazon Brock, Eberhard Brügel, Dieter Brunner, Sigrun Brunsiek, Ralf Burmeister, Amely Deiss, Klaus Peter Dencker, Kerstin Drechsel, Hajo Eickhoff, Peter Fabian, Klaus Ferentschik, Elisabeth Fiedler, Anne Frechen, Jens Friebe, Peter Friese, Ulrike Gerold, Annette Gilbert, Eckhart J. Gillen, Eugen Gomringer, Nora Gomringer, Clara Gutmann, Wolfram Hänel, Ralf F. Hartmann, Axel Heil, Gunzi Heil, Martin Henatsch, Jens Hinrichsen, Tobias Hoffmann, Niklas Hoffmann-Walbeck, Marli Hoppe-Ritter, Kenneth Hujer, Georg Imdahl, Susanne Jakob, Robert Jelinek, Hans-Oiseau Kalkmann, Martin Kaltwasser, Thomas Kapielski, Susanne Kaufmann, Michael Klant, Jürgen Knubben, Thomas Knubben, Annette Ludwig, Danielle C. March, Astrid Mayerle, Gudula Mayr, Christiane Meixner, Birgit Möckel, Ursula Neugebauer, Petra Noll-Hammerstiel, Sven Nommensen, Susanna Partsch, Doris Paschiller, Gerhard Pfennig, Susanne Pfleger, Ulrich Pohlmann, Ursula Prinz, Jürgen Raap, Matthias Reichelt, Jörg Restorff, Gerda Ridler, Armin Rohde, Margit Rosen, Udo Scheel, Frederik Schikowski, Simone Schimpf, Karlheinz Schmid, Ansgar Schnurr, Dieter Scholz, Inka Schube, Georg Seeßlen, Ludwig Seyfarth, Josef Spiegel, Michael Stoeber, Barbara Straka, Ursula Ströbele, Franjo Tholen, Anne Thurmann-Jajes, Jelena Toopeekoff , Stephan Trescher, Hermann Treusch, Ferdinand Ullrich, Wolfgang Ullrich, Vlado Velkov, Robert von Lucius, Friederike Wappler, Peter Weibel, Friederike Weimar, Lambert Wiesing, Barbara Willert, Christoph Zuschlag
Buchhandelspreis: € 35,–
ISBN: 978-3-903320-69-7
Das Buch ist in begrenzter Anzahl zum Sonderpreis von € 29,– im Haus am Lützowplatz erhältlich. Vorbestellungen sind möglich.
Pressestimmen (Auswahl):
taz: „Aktuell ist im Haus am Lützowplatz zu seinem 80. Geburtstag „Ich, Gott & die Welt“ zu sehen, die mit einem komplett leeren Raum eröffnet wurde und in der seither an jedem Tag eine neue Arbeit installiert wird.“ (Tilman Baumgärtel)
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RBB: „…schon im März eröffnet nahtlos die nächste, große Einzelausstellung des getriebenen Künstlers zum 80. Geburtstag. Mit dem rigorosen Titel: „Ich, Gott und die Welt. 100 Tage – 100 Werke – 100 Autoren““ (Wilhelm Klotzek)
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Tagesspiegel: „Wie ein Forscher nähert er sich existenziellen Fragen der Menschheit und der Gesellschaft, erkundet deren Verhältnis zur Welt und zum Universum.“ (Matthias Reichelt)
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Artmagazine: „Eine Ausstellung der anderen Art. Für einen Künstler ganz eigener Art.“ (Peter Kunitzky)
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Programm zur Ausstellung
06. März 202019.00 Uhr
Ausstellungseröffnung
Timm Ulrichs: Ich, Gott & die Welt – 100 Tage, 100 Werke, 100 Autoren 08. März 2020
17.00 Uhr
Berlin-Filmpremiere
„Der Totalkünstler“ von Ralf-Peter Post 24. Juni 2020
19.00 Uhr
Künstlergespräch
„Ich, Gott & die Welt“ eine Anmaßung? 02. August 2020
17.00 Uhr
Finissage Timm Ulrichs
mit Katalogvorstellung