Please scroll down for English version
Teilnehmende Künstler*innen:
Nadine Baldow (Installation / Skulptur)
Hendrik Czakainski (Installation / Skulptur)
Kai Löffelbein (Installation / Fotografie)
Jazoo Yang (Installation / Skulptur)
Shingo Yoshida (Video / Installation)
&
VR-Filme von Edward Burtynsky
3D-Tour durch die Ausstellung:
Die Ausstellung EARTH, t. b. a. ist Teil einer von Vanessa Souli konzipierten Ausstellungsreihe Anthropozän, in der die breitere Beziehung des Menschen zu seiner unmittelbaren, aber auch globalen natürlichen und sozialen Umwelt untersucht wird. Der zunächst inoffiziell, doch nun zunehmend global genutzte Begriff Anthropozän, wird verwendet, um unsere aktuelle Periode der Erdgeschichte zu beschreiben, in der menschliche Handlungen einen sichtbaren Einfluss auf die Regulierung des Klimas und das Gleichgewicht der Ökosysteme haben.
Das Projekt präsentiert eine Reihe von Szenarien des zukünftigen Lebens auf der Erde, welche zwischen Imagination und Dokumentation oszillieren. Die ausgewählten Werke, die hauptsächlich ortsspezifische Installationen sind, legen eine imaginäre Untersuchung postapokalyptischer ländlicher und urbaner Landschaften als Ergebnis des menschlichen Einflusses auf Natur und Umwelt nahe. Konkret geht es in der Ausstellung darum eine Auseinandersetzung mit folgenden globalen Themen zu erzeugen:
• Umweltkatastrophen und ihre Auswirkungen auf marginalisierte Gemeinschaften (Klimawandel)
• Zivilisationsmüll der High-Tech-Gesellschaften (E-waste)
• Kulturelle Identität und Erinnerung in einer globalisierten Welt (Globalisierung)
• Biologische Eingriffe in die Arten (Hybridisierung)
Als Hauptforschungsschwerpunkte der jeweiligen Künstler*innen, eröffnen diese Fragestellungen den Dialog durch verschiedene Interpretationen des Motivs der Landschaft.
Nadine Baldow (*1990 in Dresden, lebt und arbeitet in Berlin) beschäftigt sich in ihren Arbeiten vor allem mit dem komplexen Verhältnis von ‘Kultur’ und
Natur’ und deren ständiger gegenseitiger Beeinflussung. Wer entscheidet, was natürlich und was kulturell bedingt ist? Kann unser Planet so, wie er heute aussieht, als natürlich betrachtet werden? Gleichzeitig thematisiert Baldow diese Fragen mit großen ortsspezifischen Installationen, die an überdimensionale Zellstrukturen erinnern.
Die Arbeiten von Hendrik Czakainski (*1979 in Aurich, lebt und arbeitet in Berlin) sind skulpturale und reliefartige Darstellungen von städtischen Siedlungen und stark verfremdeten Industriestandorten, die von menschlicher und natürlicher Zerstörung geprägt sind. Czakainskis Arbeiten sind meist mit Eindrücken von eigenen Reisen (vor allem nach Südostasien) verschmolzen und übersetzen die oft negativen Auswüchse unserer globalisierten und zunehmend urbanisierten Welt in seine ganz eigene künstlerische Sprache. Auf diese Weise evozieren Czakainskis Arbeiten eine Ästhetik, die sich zwischen Verwüstung und Wiedergeburt bewegt.
Kai Löffelbein (*1981 in Siegen, lebt und arbeitet in Hannover) hat in Langzeitprojekten in Südamerika, Asien, Afrika und Osteuropa gearbeitet, in denen er die Auswirkungen gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Handlungen auf die Bevölkerung und die Umwelt untersucht. In dieser Ausstellung konzentriert sich Löffelbeins Arbeit auf die Auswirkungen des von den westlichen „zivilisierten“ Ländern produzierten Übermaßes an Elektroschrott auf entwickelnde Länder.
Jazoo Yang (*1979 in Südkorea, lebt und arbeitet in Berlin) beschäftigt sich vor allem mit der Transformation ganzer Stadtteile durch Gentrifizierung. Indem sie Reste von Gebäuden, Häusern und Orten von kultureller Bedeutung sammelt, interpretiert sie das kulturelle Gedächtnis und die Identität neu. Diese Rückstände bestehen aus den verlorenen Fragmenten des städtischen Lebens – Putzstücke von den Außenwänden eines Gebäudes, Tapetenfetzen aus einem Innenraum, Reste von antiken Fliesen. Indem sie diese Teile in Skulpturen verwandelt, verbindet sie das Alte mit dem Neuen, das Ferne mit dem Nahen und eine verblassende Erzählung mit einer lebendigen.
Shingo Yoshida (*1974 in Tokio, lebt und arbeitet in Frankreich und Deutschland) ist ein japanischer interdisziplinärer bildender Künstler mit Schwerpunkt auf Video und Installation. Seit dem Beginn seiner Karriere reist Yoshida für seine Projekte um die ganze Welt. Sein Interesse liegt in der Untersuchung von ‚Mikro-Gemeinschaften‘, um die Regeln zu verstehen, wie die globale Gesellschaft funktioniert. Dabei entdeckt er, wie bescheiden unsere Existenz im Vergleich zur Ewigkeit der Natur ist. Deshalb enthalten seine Arbeiten immer ein Gefühl der Verbindung zwischen Mensch und Umwelt. Für diese Ausstellung präsentiert er eine windbetriebene Videoinstallation, die ein verlassenes Gebiet in der chilenischen Stadtlandschaft zeigt.
Vanessa Souli (*1992 in Athen, lebt und arbeitet in Berlin) ist eine in Berlin lebende Kuratorin und Autorin. Seit 2017 kuratiert sie Projekte in Deutschland und international und schreibt für etablierte Kunst- und Kultur-Magazine. Eines ihrer kuratorischen Hauptinteressen ist das Anthropozän und der Einfluss des Menschen auf die Umwelt. Diese Ausstellung ist das zweite Projekt der Reihe Anthropozän.
Das Konzept zielt darauf ab, sowohl eine poetische als auch eine dokumentarische Erzählung vorzuschlagen, die aus verschiedenen Perspektiven der künstlerischen Vorstellungskraft entsteht. Krisen zeigen, wie zerbrechlich unsere Realitäten sein können und sind daher gute Gelegenheiten, das Bewusstsein für neue, nachhaltige Ideen zu schärfen. Die geplante Ausstellung bietet daher neue visuelle Darstellungen von Zerstörung und fungiert als Plattform für die Diskussion über eine nachhaltige Zukunft.
Bei der VR-Experience von Edward Burtynsky sind die Besucher*innen eingeladen, die Welt des Anthropozäns mit den Augen des Fotografen und Anthropozän-Experten Edward Burtynsky zu erkunden. Zwei Filme, ‚DANDORA‘ (6min, 7sec) und ‚IVORY BURN‘ (6 min, 36sec), werden abwechselnd in den VR-Brillen präsentiert. Die Kuratorin ist anwesend, um inhaltliche Fragen zu beantworten.
Das Anthropozän-Projekt ist ein multidisziplinäres Werk, das Dokumentarfilm, Kunstfotografie, Film, Virtual Reality, Augmented Reality und wissenschaftliche Forschung kombiniert, um den menschlichen Einfluss auf den Zustand, die Dynamik und die Zukunft der Erde zu untersuchen.
Entwickelt, um eine einzigartige und ergänzende Erkundung von Orten, Ideen und Themen zu eröffnen, zielt die filmische VR darauf ab, Erfahrungen zu schaffen, die den Zuschauer buchstäblich in die Realitäten des Anthropozäns mitnehmen.
ANTHROPOCENE: IVORY BURN
Am 31. April 2016 fand im Nairobi National Park die größte Elfenbeinverbrennung der Geschichte statt. Elf Scheiterhaufen mit 105 Tonnen beschnittenen Elefantenstoßzähnen und 1,35 Tonnen Nashorn-Horn wurden angezündet, um ein klares Zeichen gegen den Elfenbeinhandel zu setzen. Der Straßenwert der Scheiterhaufen wurde auf 105 bis 150 Millionen Dollar geschätzt – das entspricht zwischen 6.000 und 7.000 Elefanten. Das Team des Anthropocene Project war vor Ort, um diese zutiefst symbolische und viszerale Botschaft an die Syndikate der Wilderei und des illegalen Handels einzufangen und um Zeuge des Verlusts von tierischem Leben und der Vielfalt, die es verkörperte, zu werden.
ANTHROPOCENE: DANDORA
Das Dandora Landfill ist das größte seiner Art in Kenia. Sie nimmt industrielle, landwirtschaftliche, gewerbliche und medizinische Abfälle auf, die sich auf etwa 2.000 Tonnen pro Tag belaufen. Es wird geschätzt, dass mehr als eine Million Menschen in der Nähe des Landfills leben. Die Bewohner arbeiten informell, sortieren den Schrott von Hand und verkaufen ihn an Recyclinganlagen vor Ort. Die Plastikhügel und -schluchten von Dandora stellen nicht nur eine ganz und gar menschliche Landschaft dar, sondern auch eine entstehende Mikroökonomie. Prolific und leicht zu beschaffen, ist Kunststoffabfall zu einer eigenen Ressource geworden, die abgebaut und als Ausgangsmaterial verkauft werden kann. Aber so viel davon kann nicht wiederverwendet werden und wird auf dem Land verbleiben, in unsere Wasserwege und Ozeane gelangen und schließlich eine bedeutende Sedimentschicht in den Schichten des Planeten bilden und das Anthropozän in der geologischen Zeit markieren.
Die Ausstellung wird realisiert mit freundlicher Unterstützung von:
Opening, Friday April 23, 2021, 7 pm
EARTH, t. b. a.
Curated by Vanessa Souli
Participating artists:
Nadine Baldow (Installation / Sculpture)
Hendrik Czakainski (Installation / Sculpture)
Kai Löffelbein (Installation / Photography)
Jazoo Yang (Installation / Sculpture)
Shingo Yoshida (Video / Photography)
&
VR films by Edward Burtynsky
COVID-19, California Fires, Australian ecosystem collapse. What is going on in the world? Are we experiencing a new phase of human existence or are these terrifying phenomena still to be considered ‘natural’? How do we imagine our world to be like in some years from now and more importantly, how do we want our world to be in the future?
The exhibition EARTH, t. b. a. is to be understood as part of the Anthropocene exhibition series, conceived by curator Vanessa Souli, which explores the broader relationship of humans to their immediate, as well as global, natural and social environment. An unofficial term used to describe the current period in Earth’s history when human actions have a visible impact on the regulation of climate and the balance of ecosystems, the Anthropocene is an increasingly important concept that encompasses all aspects of human activity on Earth.
The project presents a series of scenarios of future life on Earth that oscillate between imagination and documentation. The selected works, which are mainly site-specific installations, are imaginary investigations of post-apocalyptic rural and urban landscapes as a result of human influence on nature and architecture. Specifically, the exhibition aims to generate a conversation around the following global issues:
• Environmental disasters and their impact on marginalised communities (climate change)
• Civilization waste of high-tech societies (e-waste)
• Cultural identity and memory in a globalised world (globalisation)
• Biological interventions in species (hybridisation)
As the main research focus of the respective artists, these questions open the dialogue through different interpretations of the motif of landscape.
Nadine Baldow ’s work (*1990 in Dresden, lives and works in Berlin) is primarily concerned with the complex relationship between ‘culture’ and ‘nature’ and their constant mutual influence. How can one differentiate between what is culture and what is nature? Who decides what is natural and what is culturally-imposed? Can our planet be considered pure nature as it looks today? In an effort to answer these questions, she creates imposing installations that ask sincere questions about the future of the species and humanity.
Hendrik Czakainski’s works (*1979 in Aurich, lives and works in Berlin) are sculptural and relief-like depictions of urban settlements, and otherworldly industrial sites marked by human-inflicted and natural destruction. However, one cannot assign these landscapes to a recognisable city or town. Czakainski’s works are more often than not fused with impressions from his own travels (primarily Southeast Asia) and translate the often negative excesses of our globalized and increasingly urbanized world into his own unique artistic language. In this way, Czakainski’s works evoke an aesthetic that walks a fine line between devastation and rebirth.
Kai Löffelbein (*1981 in Siegen, lives and works in Hanover) has worked on long-term projects in South America, Asia, Africa and Eastern Europe, in which he examines the effects of socio-political and economic actions on the population and the environment. In this exhibition, Löffelbein’s work focuses on the impact of the excess of e-waste produced by western ‘civilised’ countries on poorer, ‘developing’ nations.
Jazoo Yang (*1979 in South Korea, lives and works in Berlin) is primarily concerned with the transformation of entire neighborhoods due to gentrification. By gathering remnants of buildings, houses and places of cultural importance, she reinterprets cultural memory and identity. This debris consists of the lost fragments of urban life – pieces of plaster from the exterior walls of a building, scraps of wallpaper from an interior, the remains of antique tiles. By transforming these findings into sculptures, she fuses the old with the new, the distant with the proximate and a fading narrative with a lively one. In her sculptures, memory is retained as an artistic narrative, thus contributing to the preservation of cultural heritage.
Shingo Yoshida (*1974 in Tokyo, lives and works in France and Germany) is a Japanese interdisciplinary visual artist with focus on video and installation. Yoshida has been traveling around the world for his projects since the beginning of his career. His interest lies on examining ‘micro-communities’ as a way to understand the rules of how global society works. In doing so, he discovers how humble our existence is in comparison to the omnipotence of nature. Yet, his works always evoke a connection between human and environment. For this exhibition, he presents a dystopian video installation, portraying an abandoned area of the Chilenian urban landscape.
Vanessa Souli (*1992 in Athens, lives and works in Berlin) is a Berlin-based curator and writer. Since 2017, she has been curating projects in Germany and internationally while writing for established international magazines. One of her main curatorial interests is the Anthropocene and the impact of human on the environment. This exhibition is the second project of the series Anthropocene.
The concept aims to propose both a poetic and documentary narrative that emerges from different perspectives of the artistic imagination. Crises, like ours nowadays, show how fragile our realities can be and are therefore good opportunities to raise awareness for new, sustainable ideas. The planned exhibition therefore offers new visual representations of destruction and functions as a platform for the discussion of a sustainable future.
In Edward Burtynsky’s VR Experience, visitors are invited to explore the world of the Anthropocene Project through the eyes of photographer and Anthropocene expert Edward Burtynsky. Two films, ‚DANDORA‘ (6min, 7sec) and ‚IVORY BURN‘ (6 min, 36sec), will be presented alternately in the VR glasses. The curator will be present to guide you through the process.
The Anthropocene Project is a multidisciplinary body of work combining feature documentary, fine art photography, film, virtual reality, augmented reality, and scientific research to investigate human influence on the state, dynamic, and future of the Earth. Designed to open up a unique and complementary exploration of locations, ideas, and themes, the cinematic VR aims to create experiences that literally take viewers into the realities of the Anthropocene.
ANTHROPOCENE: IVORY BURN
On April 31, 2016, the largest ivory burn in history took place in Nairobi National Park. Eleven pyres comprised of 105 tonnes of confiscated elephant tusks and 1.35 tonnes of rhinoceros horn were set on fire as a clarion call to halt all trade in ivory. The street value of the pyres was estimated to be between 105 and 150 million dollars — representing between 6,000 and 7,000 elephants. The Anthropocene Project team was there to capture this deeply symbolic and visceral message to the poaching and illegal trade syndicates, and to bear witness to the loss of animal life and the diversity it embodied.
ANTHROPOCENE: DANDORA
The Dandora Landfill is the largest of its kind in Kenya. It receives industrial, agricultural, commercial and medical waste, amounting to about 2,000 tonnes per day. It is estimated that more than a million people live in the vicinity of the landfill. Residents work informally, sorting scrap by hand and selling it to recycling plants on site. The plastic hills and canyons of Dandora represent not only an entirely human landscape but also an emerging microeconomy. Prolific and easy to obtain, waste plastic has become a resource on its own, to be mined and sold as source material. But so much of it cannot be re-used and will be left to congeal in landfills, spilling into our waterways and oceans, eventually forming a significant sediment layer in the strata of the planet, and marking the Anthropocene in geological time.
Kindly supported by:
Programm zur Ausstellung
23. April 202119.00 Uhr
Digitale Eröffnung mit Kuratorinnenführung
EARTH, t. b. a. 30. April 2021
18.00 Uhr
Diskussionspanel #1 - Landschaft als Methode
EARTH, t. b. a. 15. Mai 2021
16.00 Uhr
Kuratorinführung
EARTH, t. b. a. – Kuratorinführung 21. Mai 2021
18.00 Uhr
Diskussionspanel #2 - Landschaft als Konfrontation
EARTH, t. b. a. 28. Mai 2021
19.00 Uhr
Kuratorinführung/ Curator's Tour
EARTH, t. b. a. – Kuratorinführung