
Eröffnung:
Donnerstag, 30. März, 19 Uhr
Künstlergespräch:
Samstag, 1. April 2023, 16 Uhr
Ausstellungsgespräche:
Dr. Marc Wellmann im Dialog mit
Dr. Harald Falckenberg
Samstag, 22. April 2023, 16 Uhr
und
Marlene A. Schenk
Donnerstag, 11. Mai 2023, 19 Uhr
Handout (dt./ engl.):
Wir_sollen_wie_Hunde_sein_ZIERVOGEL_deutsch
Wir_sollen_wie_Hunde_sein__ZIERVOGEL_english
Es ist ein seltsam wirkendes Zitat Willy Brandts, das meterhoch und -breit in der Zwischenetage des Berliner Flughafens BER prangt: „Wenn ich sagen soll, was mir neben dem Frieden das Wichtigste sei, dann lautet meine Antwort: Freiheit.“ Die europäische Freiheitsgeschichte des 15. Jahrhunderts bis heute ist ein fundamentales Leitmotiv in meiner Arbeit. Das von Willy Brandt ins Leben gerufene Haus am Lützowplatz bietet mir die Möglichkeit Fragen über die Auswirkungen der so hauchdünnen Freiheit im Hier und Jetzt zu stellen.
(ZIERVOGEL)
Der Künstler hat in der Auseinandersetzung mit den architektonischen Gegebenheiten und der Geschichte der Institution neue, ortsspezifische Werke konzipiert, die, in Kombination mit älteren Arbeiten, die Große Galerie in eine raumgreifende Installation verwandeln.
Die Arbeiten von ZIERVOGEL in der Ausstellung „Wir sollen wie Hunde sein“ stellen auf eigentümliche Weise die Produktion von Kunst und den Vorgang ihrer Betrachtung in ein vielschichtiges zeitgenössisches Problemfeld. Der gemeinsame Fluchtpunkt aller gezeigten Werke ist der menschliche Körper in seiner physischen und genetischen Beschaffenheit sowie als Ort sensorischer und mentaler Erfahrungen.
ZIERVOGEL (* 1975 in Clausthal-Zellerfeld) lebt und arbeitet in Berlin und New York. Er arbeitet in unterschiedlichen Medien, aber bekannt geworden ist er vor allem durch seine großformatigen, extrem detaillierten Tintenzeichnungen, deren Figurenwelt in drastische Szenerien versetzt ist. Auf weißem Grund werden dort Körper zu freischwebenden, ornamentalen Geflechten, die sich auf unterschiedlichste Weise einander sinnlich, aggressiv durchdringen.
Von 2000 bis 2005 studierte ZIERVOGEL Bildende Kunst an der Universität der Künste (UdK) in Berlin. Zwischen 2013 und 2016 lehrte er Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Im Rahmen von Einzelausstellungen wurden ZIERVOGELs Werke jüngst u. a. in den Deichtorhallen Sammlung Falckenberg Hamburg („As If“, 2018 – 2019), der Kunsthalle Göppingen („RAM“, 2017), und im EIGEN + ART Lab, Berlin („Ganz Unten“, 2016) gezeigt. 2020 hat er der Kunststiftung Bernhard Sprengel und Freunde in Hannover das „ARCHIV RALF ZIERVOGEL, 2000–2020“ vermacht, in dem seine gesamten Werke, Tätigkeiten und Archivalien aus dem in der Datierung angegebenen Zeitraum zusammengefasst sind.
Die Ausstellung wurde kuratiert von Dr. Marc Wellmann, dem künstlerischen Leiter des Haus am Lützowplatz (HaL)
Unabhängig von der Konzeption und der Planung der Ausstellung „Wir sollen wie Hunde sein“ zeigt die Stiftung St. Matthäus vom 24. Februar bis 7. April 2023 aus Anlass der Passionszeit die Ausstellung Younger Than Jesus von ZIERVOGEL.
Weitere Informationen:
https://ralfziervogel.com/
Pressestimmen (Auswahl)
Matthias Reichelt: „Stacheln im Draht […] Unter großem Aufwand wurde im hinteren Ausstellungsraum die Wand geöffnet, um eine gerahmte Grafik wie in einem Schrein zu plazieren, die nach Ende der Ausstellung für die Zukunft eingemauert wird. Das Grafikpapier ist mit Ziervogels entschlüsselter und verflüssigter DNA bestrichen, in die mit einem komplizierten Verfahren die Daten seiner gesamten bisherigen künstlerischen Praxis eingeschrieben wurden. Somit drückt Ziervogel dem Haus am Lützowplatz seine Autobiographie wie einen dauerhaften Stempel auf. Gegenüber der eingelassenen Grafik findet sich der auf der Wand hinterlassene Körperabdruck des Künstlers. Inspiriert zu dem »Südjapanischen Selbstporträt« wurde Ziervogel, als er bei einem Besuch in Hiroshima am Mauerwerk einer Ruine die schockierende Entdeckung von Körperspuren eines Menschen machte. Die Atombombe hatte den Körper ausgelöscht, das Fett als Silhouette in die Wand eingebrannt. Eine sinnfällige Warnung angesichts der von Tag zu Tag eskalierenden Kriege mit der steigenden Gefahr einer atomaren Auseinandersetzung.“
Junge Welt (17.05.2023)
Michaela Nolte: „Ziervogels beklemmender Selfie-Parcours – Kämpf’ dich durch: Der Berliner Künstler Ralf Ziervogel speichert sein Werk als DNA, droht mit Starkstrom und verewigt sich damit im Haus am Lützowplatz. […] Und dann berührt uns Ziervogel doch noch auf subtile Art, ganz ohne Zynismus mit „Südjapanisches Selbstportrait“. Der Körperabdruck des Künstlers als blasser Schemen. Lapidar steht daneben geschrieben: Fett auf Wand. In eben jener Art wie sich die Überreste von Menschen durch die Atombombenexplosion in Hiroshima in Gebäuden abgezeichnet hatten. Verblieben als einzige Spur eines Menschen, eines ausgelöschten Lebens war lediglich der Fleck seines Körperfetts. Im Angesicht drohender Atombombengefahr ein beeindruckendes Memento mori, das zeigt, dass nicht der Künstler der Zyniker ist, sondern der Mensch in seiner Gewaltbereitschaft.“
Tagesspiegel (11.05.2023)
Brigitte Werneburg:“Der Weg ist versperrt. […] Freiheit ist ein Verlustgeschäft, schießt es einem durchs Hirn. Denn offenbar schärft vor allem ihr Entzug die Sinne für die Notwendigkeit wie Wohltat der Freiheit. Wie stellen wir uns zum Kunstwerk, wenn wir ihm nicht frei begegnen können?“
taz (10.05.2023)
Manuela Lintl: „Kein Durchkommen: Nur wenige Werke des Künstlers ZIERVOGEL zeigt eine Ausstellung in Berlin. Verbleibt der Versuch des Selbstporträts in unmotivierter Banalität? […] Die Besucher werden gegängelt, der Weg ihnen mit Viehgattern versperrt. So passiert es derzeit in den Räumen des Hauses am Lützowplatz in Berlin, wo eine mehrteilige Rauminstallation auch ins Mauerwerk eingreift. Sie stammt vom in Berlin und New York lebenden Künstler ZIERVOGEL. Der Titel der Ausstellung, »Wir sollen wie Hunde sein«, hilft nicht dabei, das Ganze zu erklären, es handelt sich wohl eher um eine Nebelkerze. Ein »dreiteiliges Selbstporträt« soll es jedenfalls sein, die anderen Teile sind ein frühes Video von 2000 und eine Zeichnung von 2018, die für ZIERVOGEL bedeutsame Teile seiner Künstlerbiografie markieren.“
nd-aktuell.de (07.05.2023)
Ingeborg Ruthe: „Ziervogels Kunst im Haus am Lützowplatz: Wir sollen wie Hunde sein! […] Die Galerieräume, 1960 von Willy Brandt als Regierender Bürgermeister von West-Berlin gegründet, sind nun eine raumgreifende Installation. Deren Titel „Wir sollen wie Hunde sein“ fragt danach, wie wir uns auf diesem irdischen Planeten benehmen. Der Zugang ist ein martialisches Hunde-Laufgitter, das sofort Assoziationen an rücksichtslose Massen-Tierhaltung, auch an Flüchtlingswege weckt, was eine abgewickelte Rolle Stacheldrahtzaun drastisch verstärkt. Und da sind Tinten-Zeichnungen, Körperszenen brutaler Gewalt. Der Wahnsinn des Krieges, des Hasses. Ziervogel mutet uns so Einiges zu, aber er schont sich auch selber nicht, etwa im „Südjapanischen Selbstporträt“, in dem er an den atomaren Erstschlag auf Hiroshima und Nagasaki 1945 solidarisch erinnert – und an die riesengroße Gefahr, die heute abermals besteht, sollte Russlands Diktator Putin die rote Linie überschreiten.“
Berliner Zeitung (21.04.2023)
Maximilian Wahlich, „Hundeangst. Ralf Ziervogel im Haus am Lützowplatz“
„Bei jedem Raumwechsel in der Ausstellung sieht man den Titel. Wir sollen wie Hunde sein. Der Titel mahnt wohl zur Tierwerdung. Nach der letzten Arbeit stellt sich mir die Frage, ob wir Menschen vielleicht „bescheidener“ werden sollten. Sollten wir von unserem Wunsch nach Unsterblichkeit und Erinnerung Abstand halten? Uns einfach wie ein Tier/Hund einfach dem Schicksal ergeben? Uns frei machen vom Ballast der Generationen und der Vergangenheit? Vielleicht wie Hunde sein?“
art-in-berlin.de (04.04.2023)
Barbara Wiegand: Ralf Ziervogel ist bekannt für seine comic-artigen, provokanten Zeichnungen. Im Berliner Haus am Lützowplatz macht er sich jetzt in einer Ausstellung Gedanken zur Freiheit – des Künstlers, des Kunstbetriebs und der Besucher.“
inforadio (30.03.2923)
Programm zur Ausstellung
30. März 202319:00 Uhr
Eröffnung
ZIERVOGEL – Wir sollen wie Hunde sein 01. April 2023
16:00 Uhr
Künstlergespräch mit Matthias Reichelt
ZIERVOGEL – Wir sollen wie Hunde sein 22. April 2023
16:00 Uhr
Ausstellungsgespräch mit Dr. Harald Falckenberg
ZIERVOGEL – Wir sollen wie Hunde sein 11. Mai 2023
19:00 Uhr
Ausstellungsgespräch mit Marlene A. Schenk
ZIERVOGEL – Wir sollen wie Hunde sein