In einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Brand eins im Dezember 2011 forderte Peter Weibel die notfalls gewaltsame Abspaltung der freien Kunst von der „Marktkunst“. Die wachsende Ungleichheit zwischen den verschiedenen Segmenten des Kunstbetriebs solle in bewusster Analogie zu der Auseinandersetzung zwischen den Nord- und Südstaaten Amerikas in Form eines „Bürgerkriegs“ ausgetragen werden, mit dem Ziel, die „Sklaven des Kunstmarktes“ zu befreien. („Ich plädiere für den Sezessionskrieg zwischen Kunst und Markt“, Peter Weibel im Gespräch mit Peter Laudenbach, in: Brand eins, Ausgabe 12/2011)
Julia Voss hat in ihrem 2015 im Merve-Verlag erschienen Buch „Hinter weißen Wänden – Behind the White Cube“ die Strukturen des zeitgenössischen Kunstbetriebs analysiert, der vom Bedeutungsverlust öffentlicher Institutionen gegenüber der wachsenden Macht einer neuen Sammlerschicht geprägt sei. Aufgabe der Kunstkritik müsse sein, die Wertsteigerungsstrategien des Marktes offen zu legen, um „Waffengleichheit“ mit dem Publikum zu erzielen.
In dem von Marc Wellmann moderierten Gespräch zwischen Peter Weibel und Julia Voss werden soziale, ethische und ästhetische Fragen der heutigen Marktdominanz über die Kunst diskutiert.
Foto: privat
Julia Voss
Geboren 1974 in Frankfurt am Main. Studium der Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie in Freiburg, London und Berlin. Stipendiatin und Mitarbeiterin des Berliner Max-Planck-Instituts für Wissenschaftsgeschichte. 2005 Promotion „Darwins Bilder. Ansichten der Evolutionstheorie, 1837–-1874“ (erschienen im Fischer Verlag). 2005 Auszeichnung der Promotion mit der Otto-Hahn-Medaille der Max-Planck-Gesellschaft, 2009 Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Seit 2007 Redakteurin im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Leitung des Kunstressorts. Seit November 2014 stellvertretende Leiterin des Feuilletons. Im November 2015 wurde Julia Voss Honorarprofessorin an der Leuphana Universität Lüneburg.
Foto: ZKM Karsruhe
Peter Weibel
Geboren 1944 in Odessa. Seit 1966 konzeptuelle Foto-Literatur sowie Hörstücke, -texte, -objekte und -aktionen; Ende der 1960er Jahre Aktionen, Performances und Filme zusammen mit Valie Export. Seine interdisziplinär ausgerichtete wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeit umfasst literarische, fotografische, grafische, plastische und digitale Arbeiten. Seit 1986 ist Peter Weibel künstlerischer Berater der Ars Electronica, von 1992 bis 1995 war er auch ihr künstlerischer Leiter. 1989 bis 1994 Direktor des Instituts für Neue Medien, Frankfurt am Main. Im Rahmen seiner theoretischen und kuratorischen Arbeit war er weiterhin Kurator der Neuen Galerie in Graz, Professor an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien (1984 bis 1998) sowie vier Mal in Folge Künstlerischer Kommissär des österreichischen Pavillons der Biennale Venedig (1993 bis 1999). Seit 1999 ist Peter Weibel künstlerischer Leiter und Vorstand des ZKM Zentrum für Kunst und Medientechnologie in Karlsruhe. 2008 kuratierte er die Internationale Biennale von Sevilla und 2011 die 4. Moskauer Biennale für zeitgenössische Kunst. Für sein künstlerisches Werk wurde er u.a. mit dem Siemens Medienkunstpreis (1997), dem Käthe-Kollwitz-Preis (2004) und dem Oskar-Kokoschka-Preis (2014) ausgezeichnet.
Die Veranstatlung findet im Rahmen der Ausstellung It Will Be! von Mathilde ter Heijne statt.
NUMBERS ist das Online-Projekt eines in Paris lebenden Philosophen und Künstlers, der unter dem Namen Simon gerahmte Leinwände verkauft, die genau den Preis haben, der in unterschiedlichen Währungen auf sie gedruckt wird. Jede Kombination aus Preis und Währung macht das jeweilige Werk zu einem zertifizierten Unikat.
Weitere Informationen: www.numbersartwork.com
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Eintritt: frei