Veranstaltung

01. Dezember 2022
19:00 Uhr
This is not only a climate problem, this is a system problem.
Künstlerinnengespräch

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Künstlerinnengespräch: Mette Riise und Nina E. Schönefeld

Das Gespräch wird teilweise in englischer Sprache geführt werden,

 

Beide Künstlerinnen befassen sich intensiv mit politischen und gesellschaftlichen Fragen und sind mit Arbeiten in der der Ausstellung „ÜberLeben – Fragen an die Zukunft“ repräsentiert, die aus weiblicher Perspektive wirtschaftliche Machtstrukturen in den Blick nehmen. Das von Marc Wellmann moderierte Gespräch wird sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede der jeweiligen Haltungen und Herangehensweisen beleuchten.

 

 

Mette Riise (*1992 in Roskilde, lebt in Kopenhagen) hat in Wien freie Kunst studiert und ist derzeit im Masterprogramm der Akademie Konsthögskolan in Malmø eingeschrieben. Sie  arbeitet mit performativen Interventionen, Installationen und Videos, in denen sie oft selbst auftritt. Ihre Arbeit zeichnet sich durch umfangreiche Recherchen aus, bei denen sie sich oft in andere Branchen, z.B. die Buchhaltungsbranche oder die dänische Stand-up-Comedy-Szene, einfindet und integriert, da es ihr darum geht, die Rolle der Künstlerin außerhalb des institutionellen Rahmens der Kunst zu untersuchen. Thematisch hinterfragt Riise die spätkapitalistische Arbeitsgesellschaft und die globalen Machtstrukturen, die durch unser Wirtschaftssystem aufrechterhalten werden.

 

Bei der in der Ausstellung gezeigte Videoinstallation „The Less Unsustainable Talkshow“ versucht die Hauptfigur des Films, Mette Riise, gespielt von der Künstlerin selbst, als Abschlussarbeit ihres Studiums an der Akademie der bildenden Künste in Wien eine Talkshow zu produzieren, um den Club of Rome-Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ von 1972 zu re-kontextualisieren. Doch die Talkshow wird schnell so absurd und zusammenhanglos, wie das Versprechen einer nachhaltigen Zukunft selbst. Ergibt es denn Sinn, in einer kapitalistischen Gesellschaft, die auf dem Versprechen unendlichen Wachstums basiert, von Nachhaltigkeit zu sprechen, wenn wir auf einer Erde mit begrenzten Ressourcen leben? Der Film präsentiert die umfangreiche Recherche von Mette Riise und bezieht sowohl Ökonomen als auch einen der ursprünglichen Autoren des Berichts, Jørgen Randers, mit ein. Mette Riise nutzt ihr künstlerisches Alter Ego in einer Verschmelzung von Genres: von der satirischen Komödie über Mockumentary bis hin zum klassischen Dokumentarfilm. 

 


Mette Riise, Foto: Daniel Jamernik

 

 

Nina E. Schönefeld (*1972 in Berlin, lebt in Berlin) verhandelt in ihren Videoarbeiten stereotype Geschlechterdarstellungen und rückt weibliche Protagonist*innen in den Fokus des Geschehens. Schönefeld stellt grundlegende Fragen zur Entwicklung der Menschheit und unseres kapitalistischen Systems, zu unserer Verantwortung als Bürger, zu einer Pflicht des Aufbegehrens, um den Klimawandel zu stoppen. Ihre Videogeschichten stellen sich eine Welt vor, in der wir aufgrund drastischer politischer Veränderungen, um unsere demokratischen Grundrechte und unser schieres Überleben kämpfen müssen. Dabei zitiert Schönefeld die Ästhetik verschiedener Formate und Genres – von populären Netflix-Serien oder Klassikern der Kinogeschichte wie „Clockwork Orange“ über wissenschaftliche Dokumentationen und Computerspiel-Tutorials bis hin zu High-End-Modeanzeigen von z.B. Balenciaga. Auf diese Weise versucht Schönefeld, für diese Arbeiten mit ihren aktuellen Bezügen zur Weltpolitik eine Bildsprache zu schaffen, die verführerisch und doch vertraut ist und die Szenarien umso beunruhigender macht.

 

Nina E. Schönefeld studierte am Royal College of Art in London und an der Universität der Künste Berlin, wo sie als Meisterschülerin abschloss und später noch im Fach Kunstwissenschaft promovierte. Ihre Arbeiten wurden unter anderem in der Berlinischen Galerie, im Palazzo Ca‘ Zanardi in Venedig, im Aram Art Museum in Korea, im Goethe-Institut in Beijing, in der Kunsthalle Bratislava, im Heidelberger Kunstverein und in den Münchner Kammerspielen gezeigt.

 

In der Ausstellung „ÜberLeben – Fragen an die Zukunft“ zeigt sie die „TRILOGY OF TOMORROW“ (2018-19) und ihre Videoarbeit „HAZE CITY“ (2021). „HAZE CITY“ wirft die Frage auf, inwieweit es legitim ist, Gewalt anzuwenden, um eine notwendige Veränderung zugunsten der Rettung des Klimas zu erzwingen. Die „TRILOGY OF TOMORROW“ erzählt Geschichten von Umweltaktivist*innen, die für politische Veränderungen, Redefreiheit und den Erhalt der Natur kämpfen.

 


Nina E. Schönefeld

 

Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

 

 

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Artist talk: Mette Riise and Nina E. Schönefeld

The conversation will be held partly in English,

 

Both artists deal intensively with political and social issues and are represented with works in the exhibition „ÜberLeben – Fragen an die Zukunft“ (About Life – Questions for the Future), which take a look at economic power structures from a female perspective. The conversation, moderated by Marc Wellmann, will illuminate both the similarities and differences in their respective attitudes and approaches.

 

Mette Riise (*1992 in Roskilde, lives in Copenhagen) studied free art in Vienna and is currently enrolled in the master’s program at the Malmø Art Academy. She works with performative interventions, installations and videos, in which she often appears herself. Her work is characterized by extensive research, often involving and integrating herself into other industries, such as the accounting industry or the Danish stand-up comedy scene, as she is interested in exploring the role of the artist outside the institutional framework of art. Thematically, Riise questions the late capitalist labor society and the global power structures maintained by our economic system.

 

In the video installation „The Less Unsustainable Talkshow“ shown in the exhibition, the main character of the film, Mette Riise, played by the artist herself, attempts to produce a talk show as a final project of her studies at the Academy of Fine Arts in Vienna in order to re-contextualize the 1972 Club of Rome report „The Limits to Growth.“ But the talk show quickly becomes as absurd and incoherent as the promise of a sustainable future itself. After all, does it make sense to talk about sustainability in a capitalist society based on the promise of infinite growth when we live on an earth with limited resources? The film presents Mette Riise’s extensive research and involves economists as well as one of the original authors of the report, Jørgen Randers. Mette Riise uses her artistic alter ego in a fusion of genres: from satirical comedy to mockumentary to classic documentary.

 


Mette Riise, Foto: Daniel Jamernik

 

Nina E. Schönefeld (*1972 in Berlin, lives in Berlin) negotiates stereotypical gender representations in her video works and places female protagonists in the focus of the action. Schönefeld asks fundamental questions about the development of humanity and our capitalist system, about our responsibility as citizens, about a duty of rebellion to stop climate change. Her video stories imagine a world in which, due to drastic political changes, we must fight for our basic democratic rights and sheer survival. In doing so, Schönefeld cites the aesthetics of various formats and genres – from popular Netflix series or classics of cinema history such as „Clockwork Orange“ to scientific documentaries and computer game tutorials to high-end fashion ads by, for example, Balenciaga. In this way, Schönefeld attempts to create a visual language for these works with their current references to world politics that is seductive yet familiar, making the scenarios all the more unsettling.

 

Nina E. Schönefeld studied at the Royal College of Art in London and at the Berlin University of the Arts, where she graduated as a master student and later went on to earn a doctorate in art history. Her works have been shown at the Berlinische Galerie, Palazzo Ca‘ Zanardi in Venice, the Aram Art Museum in Korea, the Goethe-Institut in Beijing, the Kunsthalle Bratislava, the Heidelberger Kunstverein and the Münchner Kammerspiele, among others.

 

In the exhibition „ÜberLeben – Fragen an die Zukunft“ she shows „TRILOGY OF TOMORROW“ (2018-19) and her video work „HAZE CITY“ (2021). „HAZE CITY“ raises the question of the legitimacy of using violence to force a necessary change in favor of saving the climate. The „TRILOGY OF TOMORROW“ tells stories of environmental activists fighting for political change, freedom of speech and the preservation of nature.

 

Nina E. Schönefeld

 

Further information about the exhibition can be found here.