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Die in Berlin lebende Künstlerin Monika Goetz hat für die Reihe der HaL-Hofskulpturen ein fensterloses Haus aus Fichtenholzbohlen geschaffen. Mehrere Aspekte an dieser archaischen, geradezu abstrakten Behausung stellen gewohnte Sichtweisen in Frage. Das auffälligste Merkmal der bewussten ästhetischen Verschiebung gegenüber einer herkömmlichen Holzhütte ist die leichte Neigung der Konstruktion, die weder als Baufehler noch als Folge einer Materialermüdung zu erklären ist. Danach fällt die etwas monumentalisierte Größe des Gebildes in Relation zu der Bestandsarchitektur ins Auge. Ihre Widerständigkeit wird schließlich noch durch die alles verschlingende Schwarzfärbung der Oberflächen unterstrichen. Die Setzung eines derartigen monochromen plastischen Volumens wirkt inmitten des idyllisch anmutenden Hofes, mit der von Efeu und wilden Wein bewachsenen Fassaden wie ein Fremdkörper.
Geht man näher an die Konstruktion heran, so erkennt man, dass die Holzbohlen nicht farbig gefasst, sondern verkohlt wurden. Dies geschah nach dem partiellen Zusammenbau mit einem Gasbrenner, woraus auch die sehr großen Schlitze zwischen den Bohlen resultieren, da sich an diesen Stellen die Glut besonders intensiv in das Holz gefressen hat.
An der zur Terrasse ausgerichteten Schmalseite der Hütte befindet sich eine Tür, durch die man die Skulptur betreten kann. Im Inneren lässt sich der Geruch des verbrannten Holzes wahrnehmen. Durch die Schlitze zwischen den Bohlen dringt Licht hinein, und man schaut durch sie hindurch auf den Außenraum. Hier ist der Effekt der Desorientierung durch die Neigung der Konstruktion am stärksten. Ähnliche Erfahrungen lassen sich beim „Schiefen Haus“ im Heiligen Wald von Bomarzo (ca. 1550-70) oder im „Garten des Exils“ in Daniel Liebeskinds Jüdisches Museum Berlin machen.
Die bewusst erzeugte Versehrtheit der Hauskonstruktion lässt sich auf vielfältige Weise deuten. Momentan ist naheliegend, dass sich Assoziationen über den Krieg in der Ukraine aufdrängen. Grundgedanke der dystopischen Installation war und ist jedoch, auf die zunehmende Bedrohung durch den Klimawandel hinzuweisen. Das Konzept für die Arbeit hat Monika Goetz im Sommer letzten Jahres unter dem Eindruck der weltweit zunehmenden Waldbrände entwickelt. Der Titel des Werks, „280° C“, bezieht sich auf die Zündtemperatur des verwendeten Holzes.
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The Berlin-based artist Monika Goetz has created a windowless house made of spruce planks for the series of HaL courtyard sculptures. Several aspects of this archaic, almost abstract dwelling question familiar perspectives. The most striking feature of the conscious aesthetic shift compared to a conventional wooden hut is the slight inclination of the construction, which cannot be explained either as a construction error or as a result of material fatigue. Then the somewhat monumental size of the structure in relation to the existing architecture catches the eye. Finally, its resilience is underscored by the all-consuming black coloring of the surfaces. The positioning of such a monochrome plastic volume seems like a foreign body in the middle of the seemingly idyllic courtyard, with the facades overgrown with ivy and Virginia creeper.
If you get closer to the construction, you can see that the wooden planks were not painted, but charred. This happened after partial assembly with a gas burner, which also resulted in the large slits between the planks, as the embers eaten into the wood particularly intensively at these points.
On the narrow side of the hut facing the terrace there is a door through which you can enter the sculpture. Inside you can smell the burnt wood. Light enters through the slits between the planks and through them you can see the outside space. Here the effect of disorientation due to the inclination of the construction is strongest. Similar experiences can be had in the „Crooked House“ in the Sacred Forest at Bomarzo (ca. 1550-70) or in the „Garden of Exile“ in Daniel Liebeskind’s Jewish Museum Berlin.
The deliberately created damage to the house construction can be interpreted in a variety of ways. At the moment it is obvious that associations with the war in Ukraine are obvious. However, the basic idea of the dystopian installation was and is to point out the increasing threat of climate change. Monika Goetz developed the concept for the work last summer under the impression of increasing forest fires worldwide. The title of the work, „280° C“, refers to the ignition temperature of the wood used.
To the artist’s website.